Ein Gespür für gutes Essen
Kochen, Ernährung, Produktkunde: Das muss ein Schulpflichtfach werden
In der ZEIT wird diese Woche der deutsche Koch Vincent Klink zum Pferdefleischskandal interviewt, der in Stuttgart ein Sterne-Lokal führt. Er sagt in dem Gespräch viele Interessantes, unter anderem rät er den KonsumentInnen, dass sie ihr „gesundes Misstrauen schulen. Das ist wichtig.“ Man müsse, sagt Klink, „wieder ein Gespür dafür entwickeln, was möglich ist und was nicht. Dass der Satz neue Winterreifen nicht für 10,50 Euro zu haben ist, kapiert jeder. Aber dass ein Mittagsmenü unter normalen Umständen nicht für 4,50 Euro zu kochen ist, schon gar nicht, wenn ein Fleischgang dabei ist, geht offenbar nicht in die Köpfe.“
Er sagt: „Ich glaube, dass bewusste Betrügereien auch mit mehr Kontrollen nicht komplett beherrschbar werden. Es kommt auf den einzelnen Bürger an. Er muss sein Gehirn in Gang setzen.“
Und wie soll er das lernen? Klink in der ZEIT: „Wir sollten Kindern in der Schule das Kochen beibringen, damit sie überhaupt ein Gefühl für Essen entwickeln können.“
Genau das wird auch in dieser Kolumne wieder und wieder gefordert. Denn wenn die Menschen nicht mehr kochen können, verlieren sie nicht nur das Gespür für das, was sie essen und was ihre Nahrung enthält: Sie bringen das Kochen auch ihren Kindern nicht mehr bei, die folglich so ein Gespür gar nicht erst entwickeln können. Kochen, Ernährung, Produktkunde: Das muss ein Schulpflichtfach werden, von der Volksschule weg, denn alle Kinder sollen lernen und erfahren dürfen, was gutes Essen und bewusste, vernünftige Ernährung ist, nicht nur jene, die das Privileg haben, in Elternhäuser geboren worden zu sein, die dieses Wissen noch haben und durch tägliches Selberkochen pflegen.
Wer daran zweifelt, dass sich Kinder für Essen und seine Herkunft interessieren, dem sei das Blog der jungen Ernährungswissenschaftlerin Theres Rathmanner (theresrathmanner.blogspot.co.at) empfohlen. Vor allem ihren gestrigen Eintrag, in dem sie beschreibt, wie sie in eine Schule eingeladen wurde und dort mit Schulkindern mit dem Essen „spielte“. Und ihnen so den Unterschied von „echtem“ und chemisch versautem Joghurt und anderem Essen beibringt. Und dann mit ihnen kocht: fabelhaft. So muss man das machen.
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