Ein Ei mit 2 ist einwandfrei kein Bio-Ei
In einem Lokal am Karmelitermarkt wählte sie das "Bio-Frühstück"
Leserin Verena H. hat dieser Tage Probleme mit Eiern. Also, mit den Zahlen darauf. Sie legt nämlich wert auf gute Ernährung und isst deshalb, wenn möglich, bio. In einem Lokal am Karmelitermarkt wählte sie das „Bio-Frühstück“. Es kam, samt weich gekochtem Ei. Die Leserin sah sich das Ei genauer an, und siehe da, es hatte eine Kennzeichnung, und die fing mit einer „3“ an.
Nun steht 1 steht für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung und nur die 0 am Beginn des Stempels weist ein einwandfrei biologisches Ei aus, das nach den Regeln der ökologischen Landwirtschaft produziert wurde. 3 dagegen steht für Käfig- oder Kleingruppenhaltung, die in Österreich verboten ist; von bio also keine Red. Frau H. reklamierte, die Kellnerin nahm das Ei mit. Fünf Minuten später bekam Frau H. erneut ein Ei serviert, das keinen 3er-Stempel mehr enthielt: Es enthielt gar keinen Stempel mehr, der war abgekratzt worden. So leicht geht bio.
Letzten Samstag erwarb Verena H. in einer Filiale des Supermarktes mit dem Hausverstand eine Sechser-Packung Bio-Eier der hauseigenen Biomarke. Daheim fiel ihr obiger Vorfall wieder ein, und sie sah sich ausnahmsweise die Packung genauer an: Und siehe da, auch sie enthielt Eier mit dem 2er-Stempel.
Frau H.s Gatte postete daraufhin ein Foto des geöffneten Eier-Kartons auf die Facebook-Seite der Biomarke, mit der Frage „Was sagt denn da der Hausverstand?“. Er erhielt Antwort: Eine Verwechslung von Bio-Eiern mit Eiern aus Bodenhaltung sei „absolut auszuschließen“, die Marke werde „ausschließlich mit Bio-Eiern beliefert“. Es sei zu vermuten, dass die Eier in einer Filiale absichtlich vertauscht worden seien. Schlusssatz: „Deinen Verdacht, hier unsererseits die Kunden absichtlich zu täuschen, weisen wir mit Nachdruck zurück.“
Das wird schon alles stimmen, aber: Was ist das für ein patziger, vorwurfsvoller Ton einem Kunden gegenüber, der gerade getäuscht worden ist und für ein Boden-Ei den Bio-Preis bezahlt hat? Wir lernen: Vertrauen nicht so gut, Kontrolle viel besser.
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