Denn das Schöne liegt so nah
Attraktive Frauen in Dirndln vor idyllisch verwitterten Scheunen. Überhaupt: viele Dirndln
Was diesen Sommer auffiel: auf den geposteten Fotos der Freundinnen und Bekannten waren heuer signifikant öfter Berge und grüne Almen, Seen und Bäche zu sehen als Sandstrände, Meer und Palmen. Man sah Almhütten. Man sah Sennereien, in denen in großen Kesseln Käse gerührt wurde. Man hübsche Kühe. Gämsen. Klettersteige. Seile, in denen attraktive Frauen in schicker Funktionskleidung hingen. Rot karierte Tischtücher. Berggipfel, an denen malerische Schäfchenwolken klebten. Man sah auf wald- und wiesengesäumten Wanderwegen glückliche Kinder munter ausschreiten. Man sah auf Wanderwegen Kinder mit in die Schenkel gestemmten Fäusten und grimmigen Keinen-Schritt-weiter-Gesichtern sitzen. Man sah gepflegte Bauernhöfe. Schafe, Ziegen. Pferde. Attraktive Frauen auf Pferden. Bilder von Heidelbeeren, Edelweißen, Kuhfladen, Gebirgsgewittern. Attraktive Frauen in Dirndln vor idyllisch verwitterten Scheunen. Überhaupt: viele Dirndln. Und Grün, sehr viel Grün.
Selbstverständlich handelt es sich hier um einen äußerst selektiven unrepräsentativen Ausschnitt aus der Bevölkerung. Dennoch. Scheinen schick zu sein, die Berge. Und: passt natürlich. Entspricht genau dem derzeitigen Trends zu Naturnähe und Nachhaltigkeit, gesunder Bewegung an frischer Luft, essen, was Saison und Region hergeben und überhaupt einer Schärfung des Blicks für das nahe Schöne und Gute – abebseits eines Blut-und-Boden-Traditionalismus. Plus, man stärkt den heimischen Tourismus und unternimmt ganz nebenbei aktiv etwas gegen das Absandeln des Wirtschaftsstandorts Österreich. So is brav.
Das soll keine Propaganda für eine neue, schollentreue Engstirnig- und Kurzsichtigkeit werden. Die schicke, neue Bergwanderlust bedeutet ja auch nicht, dass man seine Nase nicht trotzdem auch über den Tellerrand ragen lassen will und soll, um sich einen Wind darum wehen zu lassen: einen der fremd riecht – und ganz anders als nach Kuhfladen und Tannenwipfeln.
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