Jetzt erst Knecht: Das müsste man live hören

Doris Knecht
Samstagabend wieder Protest-Songcontest im Rabenhof.
Doris Knecht

Doris Knecht

Zum neunten Mal: wie jedes Jahr am 12. Februar, wie jedes Jahr von Dirk Stermann moderiert, wie immer überträgt FM4 live. Und wie fast immer sitzt Ihre Kolumnistin in der Jury und darf mitentscheiden, welcher der zehn ins Finale gewählten Protestsongs heuer gewinnt.

Wie immer habe ich sie schon alle auf CD gehört und erbarmungslos vorverurteilt: Allerdings zeigt die Erfahrung, dass die vorgefassten Urteile von den Live-Performances nicht selten völlig über den Haufen geblasen werden. Es ist alles offen.

Außer Konkurrenz veröffentlichten die geschätzten Kollegen Divjak und Edlinger am Freitag im Standard eine Art Protestsong auf den Protest-Songcontest. Man monierte die im Titel implizierte Anerkennung des echten Song Contest, der „doch schon seit Jahren als Löwingerbühne der Camp-Fraktion“ gelte und kritisierte das konkurrenzistische System: „Die Hoffnung nach einem Mikrohäppchen Teilöffentlichkeit dürfte Antrieb genug sein, auch im quasi Gegenkulturellen das Prinzip Ausscheidung zu bejahen.“

Auch das müsste man erstmal live hören, so am Papier biesterlt es mir zu sehr und rockt zu wenig. Aber im Ernst: Ja, das Casting-Show-Prinzip kann man schon kritisieren, andererseits hat sich auch beim PSC gezeigt, dass keineswegs nur die Siegerin oder der Sieger gewinnt. Plus: Es gibt für junge MusikerInnen kaum einen besseren und anderen Anlass, um sich in Liedern auch einmal mit anderen Themen als Liebe, Absturz und – altes Hip-Hop-Problem – dem Song selbst zu beschäftigen. Nicht, dass das durchwegs von Vorteil wäre, aber.

Was? Ja: Ich habe einen Favoriten. Nein, sag ich jetzt nicht: Samstagabend dann, genau.

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