Jetzt erst Knecht: Das gehört nun mal dazu

Doris Knecht
Endlich Frühling. Draußen sein, spazieren gehen, sich beim Radfahren die milde, gelbe Luft um die Nase wehen lassen.
Doris Knecht

Doris Knecht

Die Hände in der Erde versenken. Die Grünwerdung im Detail beobachten: hier, hier und hier ändert das gräulich Bräunliche seine Farbe endlich zum Besseren, Grelleren. Und die Forsythien werden schon gelb. Und die Kinder gehen wieder gern ins Freie, man muss sie jetzt endlich nicht mehr unter Drohungen in die Frischluft treiben.

Ist natürlich nicht ohne Tücke, so eine freie Natur, da kann immer was sein. Stolpern, hinfallen, Knieaufschlagen, mit dem Rad stürzen, wo herunterfallen, wehtun. Zum Beispiel: Fällt ein Kind von einem Baum, bricht sich den Arm. Eine Geschichte, wie sie tausend Mal vorkommt und einem selbst oder den eigenen Kindern schon passiert ist. Gemeine, blöde Sache, tut weh, ist schlimm, man muss ins Krankenhaus, kriegt einen Gips.

In Kärnten ist das auch passiert, in einem Kindergarten. Eine Fünfjährige kletterte auf einem Baum, stürzte und fiel so deppert, dass der Arm nicht nur gegipst, sondern operiert werden musste. Und was taten die Eltern? Sie verklagten den Kindergarten. Und was tat das Gericht? Es gab den Eltern recht und verdonnerte den Kindergarten zu 9600 Euro Entschädigung wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht.

Da fragt man sich schon: geht’s noch? Weil: Derlei passiert nun einfach einmal, wenn man ein Kind ist. Weil man das nämlich lernen muss: rennen, springen, herumtollen, auf Bäume klettern, sehen und spüren, wozu der eigene Körper fähig ist. Aber vielleicht sollte man all das Kindern lieber verbieten. Und sie sicherheitshalber überhaupt gleich inhäusig einsperren, Frühling hin oder her.

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