Jetzt erst Knecht: Begegnungsort Post

Jetzt erst Knecht: Begegnungsort Post
Die Post sei, schreibt Leser Wolfgang Sch., keine Sozialeinrichtung für Pensionisten. Aber.
Doris Knecht

Doris Knecht

Bedenkenswerter Einwand von Leser Wolfgang Sch. zum Protest gegen die Schließung von Postfilialen. Es sei doch so: Die Post müsse "Geld verdienen, schlanker werden, wettbewerbsfähig bleiben". Die Schließung von unrentablen Postfilialen sei für ihn daher eine vertretbare Maßnahme. Das sei für betagte Kunden sicher eine Umstellung. Aber. Dieses Aber von Leser Sch., der übrigens in keinem Honorar-Verhältnis zur Post steht, ist interessant. Die Post sei, schreibt Sch., keine Sozialeinrichtung für Pensionisten. Solche seien "natürlich notwendig und werden auch zunehmend gebaut oder erneuert: Pensionistentreffs, schöne Parks - Orte der Begegnung in der Stadt ganz allgemein; vor allem auch der Begegnung zwischen den Generationen." Wenn man da einmal zurückdenkt: Früher hat es keine eigens eingerichteten "Penisonistentreffs" und "Orte der Begegnung" gebraucht. Früher ist man einander im Laden begegnet, in der Bäckerei, beim Fleischhauer und eben auch am Postamt. Dass das nicht mehr so ist, ist tatsächlich nicht die Schuld der Post. Viele jener Gemeinden, die jetzt die Schließung ihrer Postfilialen beklagen, haben durch aktive Ansiedlung von großen Einkaufszentren an ihren Peripherien dafür gesorgt, dass jene früher ganz normalen Begegnungsorte in ihren nun toten, ruinierten Ortskernen schließen mussten: Der Lebensmittelladen, das Schuhgeschäft, die Drogerie, die Eisenwarenhandlung, der Bettwarenladen, der Textilhändler, das Stoffgeschäft, der Vorhängeladen und alle Fleischhauer - das sind die Läden meiner Kindheit, die es der Gemeinde, in der ich aufwuchs, dank Shoppingmalls an den Rändern nicht mehr gibt. Die Post, die gibt's erstaunlicherweise noch.

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