James Bond fährt über eine Kreuzung
James Bond fährt über eine Kreuzung
Zum Beispiel, wenn man mit dem Auto in eine Kreuzung einfährt, einem der Links-Kommende den Vorrang raubt und dazu auch noch wütend hupt und obszöne Handzeichen macht: Dann würde man den gern in 007-Manier an den Fahrbahn-Rand drängen, ihn am Revers aus dem Auto zerren, auf die Kreuzung schleppen und ihm vor Ort beweisen, dass auf dieser Kreuzung – auch wenn es einstmals eine Hauptstraßen-Nebenstraßen-Kreuzung mit Stopptafeln war – schon vor Jahren alle Stopp- und Vorrang-Tafeln abmontiert und der Vorrang dahingehend geändert wurde, dass nun ganz normal der Rechts-Kommende Vorfahrt hat. Also man selbst. Und dass man nun Einsicht, Entschuldigung und Reue erwartet, für den Vorrang-Raub, vor allem aber das Hupen und die Gestik.
Aber natürlich. Das tut man nicht. Stattdessen fährt man weiter mit grummelnder Wut im Bauch und der ärgerlichen Gewissheit, dass man nie die Gelegenheit bekommen wird, diesem Idioten, der sich im Recht glaubt, sein Fehlverhalten darzulegen.
Andererseits: Vorgestern hat in einer vergleichbaren Situation in der Steiermark ein Autofahrer einen anderen mit einer Waffe bedroht. Und in den sozialen Netzwerken kursiert derzeit ein Video, das die Auseinandersetzung zwischen einem Radfahrer und einem Autofahrer zeigt, der Ersterem den Weg abschneidet.
Achtung, Spoiler-Alarm: Am Ende "gewinnt" der Radfahrer, allerdings auf die schlechtestmögliche Weise. Denn der Radfahrer tut das, was man an der Kreuzung imaginiert hat, er stellt den Autofahrer und pocht auf sein Recht. Und zwar in einer Weise, die auf totale Eskalation abzielt. Am Ende rastet der Autofahrer komplett aus, springt aus dem Wagen, rennt dem Radfahrer nach, stolpert und tut sich ziemlich weh. Die Genugtuung und Schadenfreude, mit der das Video kommentiert wird, teile ich überhaupt nicht.
Die Straße kann doch kein Ort sein, wo jeder mit Gewalt sein Recht reklamiert. Dann doch lieber ein bisschen Wut-Grummeln im Bauch, das geht vorbei.
doris.knecht Doris Knecht
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