Ja, ich nehme das persönlich

Doris Knecht

Doris Knecht

Präsident Trump also. Man kann heute an nichts anderes denken. Mag sein, dass Clinton vor allem deshalb verloren hat, weil sie das sogenannte Establishment verkörpert: Aber ich glaube, wie viele andere auch, dass es zu einem sehr großen Teil damit zu tun hat, dass Clinton eine Frau ist.

Eine Frau wählen viele, sehr viele weiße Männer aus Prinzip nicht, aus einer Misogynie heraus, für die sie in Donald Trump einen idealen Repräsentanten gefunden haben. Letztlich haben Trump die von zahlreichen Frauen vorgebrachten Belästigungsvorwürfe wahrscheinlich mehr genützt als geschadet: Sie mobilisierten jene Männer, die für die zunehmend akzeptierten Selbstbestimmungstendenzen der Frauen nie etwas anderes als ein lautes Fuck You übrig hatten. Es ist eine Kampfansage Richtung Feminismus, Richtung aller Frauen, deren unnatürlichen, unweiblichen Ehrgeiz man längst in die Schranken weisen wollte, die man wieder in ihren traditionellen Rollen sehen will. Und auch Männer, die das nicht wollen, haben ihre Stimme doch lieber einem misogynen Mann gegeben als einer Frau.

Ich nehme das persönlich. Ich fühle mich gedemütigt. Und ich glaube, ich bin damit nicht allein: Viele Frauen nehmen das persönlich, in den USA und im Rest der Welt, der aufgeklärten, westlichen, in der wir seit Generationen um gleiche Rechte kämpfen, mit wachsendem Konsens und zunehmendem Erfolg. Die Wahl eines Mannes wie Trump soll uns signalisieren, dass uns dieser Erfolg bloß nicht zu Kopf steigen soll, dass wir nicht am Ziel sind, dass wir es nie erreichen sollen. Dass es noch immer die Männer sind, die den Kuchen schneiden und den Frauen ihr Stück zuteilen, und dass es so bleiben soll.

Aber Gegenwind weckt müde oder selbstzufrieden gewordene Bewegungen mitunter auf und stärkt sie. Dieses Fuck You der amerikanischen Männer? Darauf wird es eine Antwort der Frauen geben, nicht nur der amerikanischen. Ich bin überzeugt, sie wird sehr laut sein und unmissverständlich.

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