Immer noch ein Status-Symbol
Wie das war, damals in den Siebzigerjahren, am Land ohne Auto.
Ein kleiner Gedanke zur Mariahilfer-Straße-Befragung. Denn im Zusammenhang mit der Aufregung um die Verkehrsberuhigung, habe ich mich daran erinnert, wie wir, als ich ein Kind war, kein Auto hatten.
Wie das war, damals in den Siebzigerjahren, am Land ohne Auto, als wir fast alles, auch die Wege in die wenigen Urlaube in das Oma-Haus im Bergdorf, mit dem Fahrrad fuhren. Wir hatten kein Auto, weil meine Eltern sich keins leisten konnten. Sie hatten ein Grundstück geerbt und bauten darauf ein Haus für sich und ihre vier Kinder, und weil mein Vater zu der Zeit zu wenig verdiente, musste er das Auto verkaufen. Der Umstand, dass wir kein Auto hatten, machte uns, eigenes Haus hin oder her, zu ärmlichen Leuten, denn nur solche hatten damals am Land kein Auto: in den Siebzigerjahren, in denen die Auto-Mobilität ein Symbol dafür war, dass man die Nachkriegsarmut endlich überwunden hatte.
Merkwürdigerweise scheint diese Idee immer noch ein bisschen zu wirken. Dass Menschen in Autos sitzen, nicht nur, weil sie ein Auto brauchen: Sondern vor allem, weil sie es sich leisten können, was sie – immer noch – zu etwas Besserem macht, als jene, die gehen. Gehen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen müssen. Immer noch ist das Auto ein Status-Symbol. Immer noch funktioniert der Verkehr so, dass die Leute, die nicht im Auto sitzen, erst über die Straße dürfen, wenn die, die im Auto sitzen, bereit sind, kurz stehen zu bleiben, um sie hinüberzulassen. Und weil das so nicht funktionieren würde, gibt es Lichtanlagen, die den Autoverkehrsfluss immer wieder unterbrechen, damit Leute, die kein Auto lenken, weitergehen können. Ein kleiner Gedanke nur, wie gesagt.
Und jetzt wieder ein Erratum: Es ist mir gelungen, in der Korrektur einen Fehler unterzubringen, mittels falsch gesetztem Accent. („Schon schwach“: Leser Michael R., der das Glück hat, dass ihm derlei nie passiert.) Der Filmtitel lautet richtig: „Majorité opprimée.“ Entschuldigung, erneut.
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