Im besten Fall gut, im besseren gar nicht

Doris Knecht

Doris Knecht

Im besten Fall gut, im besseren gar nicht.

von Doris Knecht

über gute Taxifahrer

Heute: Der gute Taxifahrer, wie man ihn sich wünscht. (Steht hier auch für die gute Taxifahrerin.)

Also. Was macht ihn aus? Der gute Taxifahrer tut zumindest so, als verstehe er etwas von seinem Job. Er fragt den Fahrgast nicht, wo die Lerchenfelder Straße oder die linke Wienzeile ist, und wie er da am besten hinkommt: Er sucht und findet das Ziel ganz selbstständig mithilfe seines Navis oder eines Stadtplans, und schafft derart im Fahrgastraum ein Gefühl von Sicherheit.

Der gute Taxler riecht im besten Fall gut, im noch besseren gar nicht. Nicht nach Rauch, nicht nach Bier, nicht nach Käsekrainer und nicht so, als würde er im Fahrzeug wohnen. Der gute Taxler isst nicht beim Fahren. Er sieht während der Fahrt nicht fern, tippt nicht in sein Handy, spielt nicht mit seinem Smartphone. Wenn der gute Taxifahrer telefoniert, dann mit einer Freisprechanlage und in verträglicher Lautstärke. Der gute Taxler hört (okay, das ist jetzt Geschmackssache) Ö1, FM4 oder Leonard Cohen, und dreht nur auf Verlangen des Fahrgastes die Lautstärke hoch.

Der gute Taxler spricht nicht, außer er merkt, dass der Fahrgast sich unterhalten möchte. Hat der Fahrgast sich einen Kopfhörer aufgesetzt, bedeutet das: Er möchte nicht. Der gute Taxler erkennt und respektiert das und zwingt den Fahrgast nicht, den Kopfhörer abzunehmen, indem er via Rückspiegel eine muntere Konversation über das Wetter, den Vollmond und die Volltrotteln da draußen erzwingt.

Der gute Taxler flirtet nicht, außer er wird vom Fahrgast angeflirtet. Der gute Taxler steigt aus und holt den Koffer aus dem Kofferraum, auch wenn der Fahrgast ungebrechlich ist. Der gute Taxler setzt den Fahrgast direkt vor der Tür ab, nicht irgendwo in der Nähe, vor allem nachts. Der ideale Taxler bleibt dann so lange vor der angefahrenen Adresse stehen, bis die Haustür hinter der chauffierten Dame zufällt: Ja, solche Gentlemen gibt es noch unter den Wiener Taxlern, und Ihre Autorin weiß das maßlos zu schätzen. Und dafür kriegt der gute Taxler dann auch ein gutes Trinkgeld; eh klar.

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