Heimarbeit klingt netter als es ist

Doris Knecht

Doris Knecht

Man kann nicht gleichzeitig Babys versorgen und erwerbsarbeiten.

von Doris Knecht

über Heimarbeit

Weil Marissa Mayer, die neue Yahoo-Chefin, in ihrem Unternehmen eben verfügt hat, dass alle MitarbeiterInnen ins Büro kommen müssen, ist Heimarbeit gerade wieder Thema. Gut oder schlecht? Produktiv oder nicht? Offenbar 13 Prozent produktiver als Büroarbeit, wie eine Stanford-Untersuchung in einer Firma mit 16.000 Arbeitnehmern ergab. Trotzdem spricht einiges gegen sie, auch der Umstand, den man Mayer mit einer gewissen Verständnislosigkeit um die Ohren schnalzt: Sie hat nämlich selber erst kürzlich ein Baby bekommen – wie also kann sie gegen Heimarbeit sein?

Das kann ihnen eine berufstätige Mutter beantworten: Aus gutem Grund und zwar gerade auch vom Standpunkt der Mütter aus. Weil man nämlich – wie jede Mutter und der jeder Vater, die/der das je probiert hat, bestätigen wird nicht gleichzeitig Babys versorgen und erwerbsarbeiten kann. Wenn man es versucht, macht man eins davon nicht gut, vor allem aber überfordert man sich permanent selbst.

Eh, Babys schlafen auch manchmal, aber meistens sind sie exakt dann wach, wenn man dringend etwas erledigen sollte, und brüllen mit Vorliebe dann, wenn man gerade ein wichtiges Gespräch am Telefon führen sollte. Aber auch wenn das Baby versorgt oder die Kinder im Kindergarten oder der Schule sind: Heimarbeit bedeutet für die meisten HeimarbeiterInnen auch: am Heim arbeiten. Die Wäsche aufhängen, während man darauf wartet, dass der Drucker etwas ausspuckt, zwischendurch schnell die Küche aufräumen und die Spülmaschine anwerfen und, um Gottes Willen, irgendwer sollte ganz dringend staubsaugen.

Dieser Irgendwer ist meistens derjenige, der die Erwerbsarbeit von zu Hause aus erledigt. Und schon aus diesem Grund ist es, wenn die Arbeitsstelle nicht viel zu weit entfernt liegt, oft besser, man zieht sich an (weil darauf vergisst man daheim mit der Zeit auch gern), macht sich gesellschaftstauglich und fährt ins Büro. Heimarbeit wird nämlich gern verniedlicht.

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