Gut, da ist noch Luft nach oben
Wenn die MA 42 sagt, es ist Frühling, dann ist es Frühling.
Wenn die MA 42 sagt, es ist Frühling, dann ist es Frühling: Durch die Tannenzweige, mit denen die Wiener Stadtgärtner die Stadt-Beete über den Winter zugedeckt haben, kriechen knallgelbe Krokusse ans Licht: Es ist Frühling. Die Kastanien knospen. Auf Balkonen blühen erste Rosen.
Die Farben kommen zurück. Die Radfahrer sind wieder da. Und auf den Spielplätzen die Kinder. Die Luft ist klar, wie frisch gewaschen, und wenn es regnet, fühlt es sich nicht mehr an wie November, sondern wie Winter-Waschanlage. Man sieht den eigenen Atem nicht mehr. Die Flanell-Bettwäsche kommt wieder ganz hinten in den Schrank (auch wenn man bald bemerken wird, dass das ein wenig verfrüht war.) Die Märkte sind wieder voll. Man geht wieder gerne hinaus, nicht weil man sollte oder muss, sondern weil man will. In den Schaufenstern schon Sandalen, in der Reklame schon Bikinis, in den Magazinen schon Diäten: die besten, die ungesundesten, die schnellsten, die Fünf-Kilo-in-drei-Tagen-Diäten.
Überall Bilder von Leonardo diCaprio; weil Frühling, und Frühling heißt auch: Die Oscars werden verteilt. Die ersten Bärlauch-Rezepte tauchen in den Zeitschriften auf. Nur noch 63-mal schlafen, bis das Kongressbad aufsperrt. Nur noch 124-mal schlafen, bis die großen Ferien anfangen.
Ostereier, Schokohasen, grünes Papier-Gras, Eierfarben, in allen Läden, lange schon.
Die Heizungen werden wider besseres Wissen zurückgedreht und die Trenchcoats aus den Schränken befreit. Die Leute machen Frühjahrsputz, misten aus, fallen beim Fensterputzen von den Leitern. Obacht! Man zieht schon Sommerkleider an, mit Strümpfen, noch. Die Lokale stellen schon wieder die Sessel vor die Tür, in die Sonne. Wo ist eigentlich die Sonnenbrille?
Und das Wunderbarste: Wenn man in der Früh aufsteht, ist es nicht mehr dunkel. In der Früh ist es hell: Sonnenaufgang: 06.39 Uhr. HELL! (Gut, Sonnenuntergang: 17.34: da ist noch viel Luft nach oben.) Trotzdem: Der Lenz ist da, hurra.
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