Graufrei noch und sonnenwarm
Schwierige Jahreszeit, das. Während die einen mit oben geröteten Schädeln unten schon die schicken neuen Winterstiefel volltranspirieren, weil's noch viel zu warm ist, frieren sich die andern in den Sandalen die Zehen blau, weil's schon viel zu kühl ist. An den Haltestellen der Bim stehen Menschen in Daunenjacken neben solchen in ärmellosen Leiberln. Die einen wie die anderen fragen sich im Stillen, ob's peinlich ist, mitten im Sommer schon die warmen Jacken auszuführen (aber in der Früh ist es ja schon so empfindlich kühl!) und ob's peinlich ist, im morgenkühlen Herbst noch im Sommergewand herumzulaufen (aber zu Mittag ist's immer noch und so weiter.) Schwierige Jahreszeit. Auch weil man in den Supermärkten immerzu im Sommerkleidchen vor Weihnachtslebkuchen und Adventschmuck steht ... Das passt einfach nicht zusammen, wir sind hier nicht in Florida und wir wollen jetzt noch nicht an dieses Weihnachten denken. Nicht immer so drängeln, die Herren und Damen Saisonen, bitte, eine nach der anderen, wenn's recht ist, w ir haben's nicht so eilig! Jetzt wollen wir erst einmal in Würde durch die schwierige Jahreszeit, jetzt wollen wir den Sommer noch etwas unentschlossen in den Herbst sich umziehen sehen, graufrei noch in den Farben der Ernte, sonnengebräunt und warm, luftig noch und zart und gut gelaunt die sommerigen Lieder pfeifend: die Geräusche spielender Kinder, das Wasserplätschern der Gießkannen, Musik der offenen Fenster, das Gelächter der Schanigärten, das Gebrumm der Baustellen. Noch zieht der Duft von verbrannter Grillkohle und verbranntem Fleisch über die Dächer, schon mischt sich vereinzelt Maroni-Geruch hinein. Schwierig; aber auch schön.
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