Glück und Erfolg sind relativ

Doris Knecht
Doris Knecht über die (Un)vereinbarkeit von Kind und Karriere.
Doris Knecht

Doris Knecht

Gestern ging es hier um einen Essay der US-Politikwissenschaftlerin Ann-Marie Slaughter (www.theatlantic.com) . Sie erfuhr am eigenen gestressten, zwischen pubertierendem Sohn und Topjob in der US-Regierung hin- und hergerissenen Leib, dass Frauen doch nicht alles haben können, glückliche Familie und Topjob: auch wenn sie alles wollen, alles geben und daheim einen Mann haben, der ihnen viel abnimmt.

Es geht offenbar für Männer: warum? Weil die meisten ihrer Arbeit noch immer mehr Wert zumessen als ihrer Familie. Anders als die meisten Frauen: Slaughter stellt fest, dass ambitionierte, bestens ausgebildete junge Frauen irgendwann aufhören, aufzuzeigen, wenn es um die Verteilung der Top-Jobs geht, weil sie Kinder wollen. Sie nennt es den "mütterlichen Imperativ", der viele arbeitende Mütter unfähig macht, ernsthafte Probleme ihrer Kinder zu delegieren. Und wenn es nicht anders geht, entscheiden sie sich, wie Slaughter selbst, am Ende eher für die Familie als für den Job.

Slaughter sieht nur eine Alternative: die Parameter von Erfolg und Glück zu ändern. Und viel mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen: Sie will in den USA "eine Präsidentin und 50 Senatorinnen"; sie will , dass Frauen in den Aufsichtsräten der Konzerne, in Politik und Justiz gleichberechtigt repräsentiert sind. Sie nennt es "Closing the leadership-gap": Wir nennen es Quote.

Slaughter fordert einen großen, gesamtgesellschaftlichen Umdenkprozess: "Wir müssen nicht mehr darüber reden, ob Frauen alles haben können: Wenn wir darauf fokussieren, dass wir alle, Männer und Frauen, gesunde, glückliche, produktive Leben führen können, in der die Leute, die wir lieben, gleich wichtig genommen werden, wie der Erfolg, den wir suchen."

Volle Zustimmung.

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