Für mich keinen Weihnachtspulli, danke

Doris Knecht

Doris Knecht

Weihnachten naht eilig, und es hat nicht nur den üblichen Geschenke-Stress im Gepäck, dem man sich heuer auf gar keinen Fall aussetzen wollte. Sondern noch ein paar andere Tralalas: Keks-Back-Desaster, "Last-Christmas"-Überdosen und Weihnachtsfeiern galore. Letztere sind dann als gelungen zu verbuchen, wenn man sich selbst einigermaßen an die einschlägigen Weihnachtsfeierregeln gehalten und also weitgehend Würde bewahrt hat, und möglichst viele andere nicht. (Im Idealfall sind unter diesen Vorgesetzte.)

Was uns, weil wir kürzlich über unwillkommen nach Österreich schwappende uramerikanische Umtriebe sprachen, bislang glücklicherweise erspart geblieben ist: die US-Tradition, Weihnachten (dazu gehört der gesamte Advent) nicht nur mit Tonnen von leuchtendem und glitzerndem Elektroschrott zu feiern, sondern auch im passenden Gewand. Also, im Weihnachtspullover oder gleich im Weihnachtsoverall, in Rot, Grün und Weiß, mit Christkindlsocken und einem hübschen Rentiergeweih aus Plüsch, wahlweise auch mit einem LED-Heiligenschein.

Derartiges wird, nächste Ersparung, besonders gern auf den amerikanischen Weihnachtskarten getragen, die traditionell mit betörend verklärten Familienfotos geschmückt werden, deren Intention, anderen das eigene beneidenswerte Familienglück unter die Nase zu reiben, nicht immer reibungslos aufgeht.

Das Netz hat, wenn einem mal fad und zum Lachen zumute ist, Myriaden missglückter Weihnachts-Familien-Schnappschüsse im Angebot. Oh, du Fröhliche! Ihr Anblick vermag einen mit unsäglicher Dankbarkeit darüber zu erfüllen, dass wir hierzulande andere Traditionen pflegen. Unter anderem jene, Weihnachtskarten mit Abbildungen von brennenden Kerzen, Weihnachtssternen, geschmückten Christbäumen und Krippen-Aquarellen zu verschicken, deren Anblick und halböffentliche Exposition auf dem Kühlschrank einem keine Gänsehaut über den Rücken jagen. Lasst uns froh und munter sein.

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