Es liegt an der Kultur
Es liegt an der Kultur
Man fragt sich, wann die jungen Frauen, die ins Showbusiness drängen, einfach direkt komplett nackt auf die Bühne gehen, ohne textile Umschweife. Dieser Tage kann eine junge, ambitionierte Popkünstlerin kein Album mehr herausbringen, ohne ihren Körper mit- oder besser noch vorab zu veröffentlichen. Bzw.: Weil Britney Spears, Christina Aguilera und Beyoncé schon das meiste ausgezogen haben, das eine Frau ausziehen kann, muss Miley Cyrus jetzt statt Sex gleich Porno auf die Bühne und in ihre Videos bringen.
Ihr trauriger Auftritt bei den MTV Video Music Awards vor ein paar Wochen wurde zum Skandal erklärt. Dabei war die Art, wie dieses Mädchen seinen mageren Kinderkörper in hautfarbene Latexunterwäsche zwängte und ihm ungelenk vermeintlich obszöne Bewegungen abrang, in erster Linie mitleiderregend. Aber offenbar kann eine Frau, speziell, wenn sie zuvor ein putziger Kinderstar war, ihre Musik nur mehr mit dieser grenzwertigen Aufmerksamkeit verkaufen. Oder weil ihre Plattenfirma das behauptet.
Die Sängerin Sinead O’Connor hat in einem offenen Brief Miley Cyrus davor gewarnt, sich von der Popindustrie prostituieren zu lassen. Cyrus hat darauf reagiert, wie man (oder ihr Management) es von einem pubertierenden Kind erwarten darf: rotzig, respektlos und untergriffig. (Worauf ihr Sinead O’Connor, was jetzt nicht besonders cool war, in einem weiteren offenen Brief eine Tätsch’n angetragen, also mit ihren Anwälten gedroht hat.)
Die amerikanische Feministin Gloria Steinem wurde kürzlich gefragt, ob Miley Cyrus eigentlich den Feminismus zurückwerfe. „Ich wünschte, wir Frauen müssten uns nicht ausziehen, um bemerkt zu werden“, sagte sie und nimmt Miley Cyrus in Schutz: „Wir sollten nicht die Menschen verurteilen, die das einzige Spiel spielen, das existiert. Es ist die Kultur, die wir verändern müssen.“
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