Endstation, bitte alle aussteigen

Doris Knecht
Eigentlich fahren die R.s sehr gerne öffentlich.
Doris Knecht

Doris Knecht

Auch letzte Woche, an einem Vormittag, beschlossen die R.s, die in der Gegend von Lainz wohnen, nicht mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren, um dort Einkäufe zu erledigen, sondern mit der Straßenbahn. Sie hatten ihre zweijährige Tochter Elena dabei, die nach dem anstrengenden Shopping auf der Heimfahrt in der Linie 62 einschlief.

Um das friedlich schlafende Kind nicht zu wecken, entschlossen sich die R.s, nicht bei der Station auszusteigen, die ihrem Wohnort am nächsten liegt, sondern ein paar Stationen weiter bis zur Endstation Lainz und dann wieder zurückzufahren. Als sie die Endstation erreichten, schlief Elena nicht nur immer noch, es hatte auch zu regnen begonnen. Deshalb kam die Familie, die vermutete, dass die Straßenbahn eh bald wieder in der Gegenrichtung zurückfahren würde, der Aufforderung: "Bitte alle aussteigen" nicht nach, sondern blieb ruhig sitzen.

Und zwar in der Annahme, dass sie damit niemandem ein Problem bereiteten. Dem war nicht so, denn alsbald erschien die Fahrerin der Straßenbahn hinten bei den R.s und forderte sie auf, den Wagen zu verlassen. Die R.s deuteten auf ihr schlafendes Kleinkind, auf den Regen draußen und erklärten ihr Vorhaben. Die Fahrerin reagierte abschlägig und geleitete die R.s bis zur Tür, aus der sie mit dem erwachenden Kind am Arm in den Regen hinaustraten. Die Fahrerin setzte die Straßenbahn wenige Minuten später wieder in Betrieb, fuhr eine Umkehrschleife und kam dann vor den beregneten R.s mit dem weinenden Kind wieder zu stehen.

Und sie stiegen wieder ein. Und ganz bestimmt hat die Fahrerin völlig korrekt nach Vorschrift gehandelt.

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