Endlich Weihnachten

Endlich Weihnachten. Endlich ist die Zeit überstanden, in der Auftraggeber, Steuerberater, Honorar-Abteilungen und auch Freunde so tun, als handle es sich um die letzten Tage der Menschheit, die finalen Umdrehungen des Planeten: Alles muss unbedingt noch vor Weihnachten abgegeben, abgerechnet, gemeinsam weggetrunken und aufgegessen werden. Als schwebe ein großes "Wer weiß?" über allem: Wer weiß, ob das neue Jahr dann tatsächlich anfängt, wer weiß, ob das Jahr 2015 nicht vielleicht das letzte war, wer weiß, ob Silvester nicht doch die Welt untergeht?

Endlich fertig Weihnachtsmusik, denn man hat nun trotz anfänglicher Begeisterung doch allmählich genug gelastchrismast und gejinglebellt. Endlich alle Geschenke beieinander, endlich alles fertig eingepackt, umschleift, beschriftet und bekarterlt. Endlich auch ausgeweihnachtsfeiert, ausgepunscht und ausgechristkindlmarkterlt.

Und endlich keine vom Zaun gebrochenen bzw. frei erfundenen Debatten mehr, ob sich andere Religionen von christlichen Weihnachtsbräuchen gestört fühlten: Ein offensichtlicher und ziemlich letztklassiger Versuch, christliche und muslimische Mitbürger gegeneinander auszuspielen. Lassen wir das nicht zu: Feiern wir zu dieser Zeit miteinander, so viel es möglich ist, feiern wir alle unsere traditionellen Feste und zeigen wir Respekt und guten Willen für die Feste der anderen.

Und auch für den Wunsch Einzelner, gar nicht zu feiern, und den Heiligen Abend einfach einen Feierabend sein zu lassen. Oder einen langen Arbeitstag: Dank und Respekt all jenen, die heute Abend ihren Dienst verrichten, wo auch immer.

Bei uns anderen: endlich Bescherung. Endlich brennende Christbaum-Kerzen. Endlich Stille Nacht. Endlich Geschenkpapier-Massaker, endlich strahlende Kinderaugen. Und Erwachsenen-Glück ebenfalls. Und dann endlich Fondue oder Karpfen oder Gans.

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Heiligen Abend! Feiern Sie schön.

doris.knecht Doris Knecht