Eindeutig ein Rollstuhl

Doris Knecht
Doris Knecht über ihre Erfahrungen mit der Bildsprache der Wiener Linien.
Doris Knecht

Doris Knecht

Als ich gestern auf die Bim gewartet und auf die Anzeigentafel geschaut habe, blinkte dort wie immer das Baby auf dem Topf.

Vor längerer Zeit beschrieb ich hier einmal, wie ich einfach nicht dahinterkam, was dieses Zeichen darstellen sollte bzw. warum auf den Anzeigentafeln der Wiener Linien ein sich entleerendes Kleinkind blinkt: Hernach wurde ich von den KURIER-Leserinnen und -Lesern belehrt und wusste fortan, dass das Icon einen Rollstuhlfahrer darstellen sollte. Ich wusste es – sah es indes gleichwohl nicht. Immer nur das Kind am Topf. Auch gestern.

Wie ich heute früh auf die Bim gewartet und auf die Anzeigentafel geschaut habe, blinkte dort ein Rollstuhl. Eindeutig ein Rollstuhl, auf den ersten Blick zu erkennen, mit einem runden Rad an der richtigen Stelle und einer darin sitzenden, proportional stimmigen Person. Und das wollen wir feiern: Die Wiener Linien haben endlich eine Grafikerin oder einen Grafiker gefunden mit der Fähigkeit, eine erkennbare Rollstuhlfahrerin in eine elektronische Anzeigentafel zu pixeln. Auch die Schrift ist jetzt viel schöner, kommt mir vor: bravo, bravo und noch einmal bravo.

Die Wiener Linien können aber, wie ich kürzlich stolz einem darob völlig verblüfften und tief beeindruckten Publikum aus der Provinz vorführen durfte, noch eine unglaubliche, um nicht zu sagen welt­bewegende Sache. Passen Sie auf: Die Wiener Linien können die Zeit anhalten. Wie wir dort am Dr.-Karl-Renner-Ring standen und auf eine Tram warteten, die laut Anzeige in 16 Minuten kommen sollte, dauerte eine Minute dieser Minuten geschlagene vier Minuten lang. Unglaublich. Das soll den Wiener Linien erst einmal wer nach­machen.

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