Ein uneins, ein wieder zwei werden
Ein uneins, ein wieder zwei werden
Den Begriff des Jahres haben vorgestern Gwyneth Paltrow und Chris Martin geprägt. In traurigem Kontext: Sie gaben nämlich ihre Trennung nach zehn Jahren Beziehung bekannt. Sie taten das auf Paltrows Blog (www.goop.com), und unter dem Titel "Consccious Uncoupling". Conscious Uncoupling! Ich bin hin und weg.
Was für ein fabelhafter Begriff. Leider klingt er in der deutschen Übersetzung – gewissenhaftes Entpaaren – wie etwas besonders Grausames aus dem Tierversuchslabor, während es im Original vor allem eines vermittelt: eine unglaubliche und sehr erwachsene Zivilisiertheit.
Denn eine "bewusste Entkuppelung" zweier Menschen, die Jahre zusammen verbracht haben, die Bett und Bad und Küche und Konto und Terminplan miteinander teilten, die zusammen zwei Kinder hatten und weiterhin haben werden: Das hat einen ganz anderen Charakter, als es die Wörter "Trennung" oder "Scheidung" vermitteln. Eine Trennung: das ist ein Riss, der durch eine Familie geht, das ist ein schmerzhaftes Abreißen eines Teils von einem anderen.
Conscious Uncoupling dagegen: wie wenn man zwei aneinander gebaute Legosteine wieder von einander löst, zwei Puzzleteile, die man vereinzelt, eine Glühbirne, die man vorsichtig aus der Lampe schraubt. Ein uneins, ein wieder zwei werden, ein freundliches auseinander gehen.
Nicht, dass die so sanfte Bezeichnung für das Ende einer langen Beziehung, einer Ehe bewirken würde, dass es weniger weh tut, oder dass es ohne Streit passiert. Aber "conscious uncoupling" zeigt doch einen Willen zu einer erwachsenen, bewussten Lösung – im doppelten Sinne – zur Friedfertigkeit, zur Verletzungsvermeidung, dazu, sich auch weiterhin als Familie verstehen.
Weil man trotz allen Konflikten, Zerrüttungen und unterschiedlicher Vorstellungen, die zum Ende der Beziehung geführt haben, gemeinsam Eltern der gemeinsamen Kinder bleibt und damit immer etwas miteinander haben wird: auch wenn man keine Einheit mehr ist.
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