Ein riesiges Herz
Ein riesiges Herz.
Meine Kolumnisten-Kollegin Marga Swoboda ist gestorben. Ich bin sehr traurig. Ich habe viel an sie gedacht, seit ich von ihrem Tod erfahren habe, Fotos von ihr angeschaut, mich an Begegnungen erinnert, einige ihrer hinreißenden Texte nachgelesen. Und ich war, wie schon früher stets, beeindruckt von der Liebe, der Empathie, der Klugheit, der Ehrlichkeit und der Hingabe darin. Und ich dachte, ich hätte ihr das sagen sollen, bzw: noch viel öfter sagen sollen. Aber jetzt.
Wie die meisten ihrer Bekannten wusste ich nicht, dass sie krank war. Wir hatten uns, obwohl wir teilweise im gleichen Dorf aufgewachsen sind, erst viel später in Wien kennengelernt, waren nie ganz eng, aber freundschaftlich verbunden gewesen, und hatten uns dann, wie das so geschieht, fast ganz aus den Augen verloren, als unsere Freundeskreise sich irgendwann nicht mehr überschnitten. Marga war eine leise, extrem liebenswerte und auch anstrengende Person: so viel Herz, so viel Tapferkeit, so viel Großzügigkeit, soviel schonungslose Offenheit und Hingabe, dass es andere Menschen mit nicht so enormen Herzen manchmal überforderte.
Jetzt ist sie nicht mehr da, und man hat ein schlechtes Gewissen, dass man sich nicht mehr gemeldet hat. Und man hofft, dass es stimmt, was man hört: Dass sie sehr glücklich war in der Stadt, in der sie zuletzt gelebt hat.
Wie unterschätzt sie war, wie sehr der Ruf der Zeitung, bei der sie ihre Kolumne schrieb, den Blick auf ihre warmherzigen, nachdenklichen, gescheiten Texte verstellte, zeigten die Reaktionen, als ich sie vor Jahren zur allerersten „Langen Nacht der Kolumnisten“ einlud. Die Swoboda von der Krone, jetzt im Ernst? Ja, total im Ernst, weil die Swoboda eine absolut integre, mit einem riesigen Herzen ausgestattete Person war und, ganz besonders in ihren Porträts, eine famose Autorin. Bei der Kolumnistennacht am nächsten Sonntag werden alle, alle an sie denken.
Marga wird ganz schrecklich fehlen, nicht nur als Kolumnistin.
Kommentare