Ein Mal im Jahr: wunderbar

Jetzt erst Knecht: Prokrastination trifft es nicht ganz
Schnell noch sei allen Leserinnen und Lesern ein glückliches neues Jahr gewünscht!
Doris Knecht

Doris Knecht

Schnell noch sei allen Leserinnen und Lesern ein glückliches neues Jahr gewünscht! Für ihre Autorin hat es höchst angenehm begonnen. Man fuhr am Silvestertag mit einem erneut pünktlichen Railjet samt freundlichem, aufmerksamen Personal aus dem Westen (dem echten Westen) in die Hauptstadt zurück, mit zwei der besten Alben des ablaufenden Jahres im Ohr: Zuerst, während der Zug noch durch dick verschneite Landschaft raste, Gregory Alan Isakovs „This Empty Northern Hemisphere“ (na gut, das ist schon aus dem vorvorletzten Jahr, aber ich habe es erst im Sommer in einer Folge von „Californication“ entdeckt; sehr ryanadamisch, sehr fein.) Dann, während es draußen allmählich grüner wurde, die lässigen „Suburbs“ von Arcade Fire: Falls Sie an dem Tag in einem Zug eine strickende Frau beim Headbangen beobachteten: das war ich.

Man hat am Ende des 2011er-Jahres noch schnell von Muttern das Zopf-Stricken erlernt. Stricken soll ja jetzt so urschick sein, was mir völlig egal ist: Wenn man zehn Tage bei den Eltern auf der Eckbank sitzt, ist es vor allem eine schöne Beschäftigung für die Hände, die sich freuen, wenn sie einmal etwas anderes zu tun bekommen, als mit den diversen Abordnungen der vielköpfigen Sippschaft praktisch unablässig mit Sektgläsern anzustoßen.

So begann das neue Jahr, bald nachdem man dem Zug wieder entstiegen war, auch damit, dass man sich nur mit der eigenen Kleinsippe das Wiener Feuerwerk ansah: schön. Schön auch, dass man wieder erwachsen sein durfte und autonom: Nach zehn Tagen bei den Eltern wird man, egal wie alt man ist, ja unweigerlich wieder zum Kind. („Sagst du nicht Grüßgott?“ „Doch, Papa, wollte ich eben.“) Aber ein Mal im Jahr ist das wunderbar.

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