Ein letzter Schrei für das Funkhaus
Veränderung ist nicht schlecht, nicht grundsätzlich. Veränderungen verhindern Stillstand.
Veränderung ist nicht schlecht, nicht grundsätzlich. Veränderungen verhindern Stillstand, Saturiertheit und ein Verharren im Suboptimalen. Manche Veränderungen sind wirklich schwierig und trotzdem nötig. Aber es gibt Veränderungen, die sind nur schlecht: der Verkauf des Wiener Funkhauses und die Absiedelung von Ö1 und FM4 ist eine solche. Und wenn ein öffentlich rechtliches, gebührenfinanziertes Medienunternehmen einen historischen, einen großartigen, einen vor allem funktionierenden Ort wie das Wiener Funkhaus verschleudert, darf man ruhig auch einmal uneingeschränkt gegen eine Veränderung sein.
Die Diskussion um den Verkauf des Funkhauses läuft seit Jahren, seither werden zahlreiche gute Argumente dagegen eingeworfen, die ebenso lange an den Mauern des Küniglbergs abprallen. Gleich ungerührt ignoriert die ORF-Führung, dass 84.358 Hörerinnen und Hörer eine Petition gegen die Schließung und den Verkauf des Funkhauses unterschrieben haben, darunter viele Prominente. Egal, denn die ORF-Spitze will all ihre Redaktionen auf ihrem Berg zusammenfassen, auch die, für die die Umsiedelung an den Stadtrand eine entschiedene Behinderung ihrer Arbeit bedeutet. Der Verdacht, dass das erwünscht ist, wird immer offener formuliert.
Seit vorletzter Woche ist das Funkhaus nun zum Verkauf ausgeschrieben, die Angebotsfrist endet am Mittwoch. Morgen, Montag, wird dagegen noch einmal protestiert, öffentlich. Mit einem lauten "letzten Schrei" wird um 17 Uhr direkt vor dem Funkhaus ein letztes Mal versucht, die ORF-Spitze zum Einlenken zu bewegen. Viele der Prominenten die sich seit Jahren gegen den Verkauf aussprechen, nehmen teil, mit Wortmeldungen oder Aktionismus: darunter Viennale-Chef Hans Hurch, die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz, die Musiker Franz Koglmann und Ernst Molden, der Schauspieler Wolfram Berger. Und der Schriftsteller Robert Menasse, der gedroht hat, sich im Ernstfall ans Funkhaus anzuketten. Der ist nun eingetreten.
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