Ein bissl lockerer, ein bissl liberaler

Doris Knecht

Doris Knecht

Ein bissl lockerer, ein bissl liberaler

von Doris Knecht

über Transgender-Personen

In Vancouver wurde dieser Tage das erste Baby mit offiziell drei Eltern registriert: Della Wolf Kangro Wiley Richards ist die Tochter eines lesbischen Paares und eines männlichen Freundes des Paares, sie hat eine Mutter, eine Mutter und einen Vater.

Seit letzter Woche bietet Facebook, zumindest die englischsprachige Version, bei der Geschlechtsbezeichnung nicht mehr nur "männlich" und "weiblich", sondern mehr als 50 weitere Gender-Optionen an.

Im Doku- und Seifen-Fernsehen darf man schon beinahe von der "Quoten-Transe" sprechen, ist doch schon in fast jedem Format – aktuell "The Biggest Loser" – eine Transgender-Person mit von der Abnehm-, Koch-, Wohnungssuch-, Homestory-Partie. Geschlechterindifferenz und Transgender sind alltäglich geworden, Transgender-Personen sind keine Exoten oder gar Freaks mehr, sondern Leute, die eine Lebensentscheidung getroffen haben, wie andere entscheiden, auszuwandern oder kinderlos zu bleiben oder sich in einem Zubau am Haus der Schwiegereltern niederzulassen. Geschlecht ist immer weniger eine biologisch festgelegte Tatsache, sondern ein soziales Konstrukt. Vor allem aber eine persönliche Entscheidung, genauso wie die Frage, wen man liebt und wen man, wenn überhaupt, heiratet.

Wichtig: das Outing des ersten aktiven US-Football-Stars Michael Sam und der jungen Hollywood-Schauspielerin Ellen Page. Man will sich nicht mehr verstecken müssen. Und haben Sie das fantastische Interview, gesehen, das die wunderbare, ungeheuer sympathische Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz nach ihrem Silbermedaillen-Erfolg CNN gegeben hat? Nicht? Sehen Sie es sich an.

Denn auch das ist ein Zeichen: Die westlichen Gesellschaften werden allmählich ein bissl liberaler, ein bissl lockerer. Vorurteile lösen sich auf, rechtliche Parameter passen sich, situationselastisch sozusagen, den realen Gegebenheiten an: Das erste Kind mit drei gesetzlich eingetragenen Elternteilen beweist es. Es wird nicht das letzte sein.

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