Egal, was passieren wird

Doris Knecht

Doris Knecht

Am Freitag hat der Wiener Train of Hope den Menschenrechts-Preis der Liga für Menschenrechte bekommen: verdient, verdient und noch mal verdient. Im Herbst half ich ein paar Mal am Hauptbahnhof mit und habe dabei gesehen und erlebt, was die Leute vom Train of Hope dort geleistet haben: Eine Gruppe von Menschen jeden Alters, zusammengewürfelt aus allen Schichten der Gesellschaft, von denen sich im Sommer die meisten noch nicht kannten.

Diese Gruppe hat ab Anfang September über Wochen hindurch Zehntausende Flüchtlinge empfangen, versorgt, verpflegt, gewärmt, verarztet, gekleidet, angehört, untergebracht, zusammengeführt, und vor allem: willkommen geheißen. Sie hat Spenden organisiert und Hilfe mobilisiert. Allein was die Dolmetscherinnen und Dolmetscher, darunter sehr viele junge Menschen der zweiten Generation, geleistet haben, ist unglaublich bewundernswert.

Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, die ihre normalen Leben für Wochen, für Monate, mitunter ganz aussetzten, um zu helfen. Die alles liegen und stehen ließen, weil sie jetzt gebraucht wurden. Die Tag für Tag und oft auch Tag und Nacht unermüdlich arbeiteten. Die man manchmal mit sanfter Gewalt heimschicken musste, weil sie seit drei, vier, fünf Tage unablässig Dienst machten: in der Spenden-Ausgabe, im Lager, in der Organisation, in den Küchen. Man hat zusammen angepackt, geweint, gelacht, getröstet. Manchmal war es pickelhart. Manchmal ging es fröhlich zu wie im Schul-Skikurs, mit dem Unterschied, dass der Hintergrund ganz ernst war: Es ging um die Schutzsuchenden, und die standen immer im Zentrum.

Die Zelte am Hauptbahnhof wurden jetzt abgebrochen, nachdem kaum noch Flüchtlinge ankamen – den Train of Hope gibt es weiterhin. Ich bin froh darüber: Diese Menschen machen Hoffnung. Egal, was passiert, egal, wie schlimm es wird: diese Leute sind da. Sie haben den Preis mehr als verdient: ganz herzliche Gratulation. Und vor allem: Danke.

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