Jubelstimmung kommt eher keine auf

Doris Knecht

Doris Knecht

Jubelstimmung kommt eher keine auf.

von Doris Knecht

über die Nationalratswahl

Danke, die Stimmung ist einigermaßen. Sagen wir: verhalten. Eine Fünf, vielleicht eine Sechs auf der zehnteiligen Euphorieskala. Nur, falls es jemanden vom ORF interessiert. Dort erreichte Sonntagnachmittag das Genre des Stimmungsreports einen glanzvollen Höhepunkt: So viel Stimmung war nie.

Die Stimmung ist gut. Die Stimmung ist verhalten. Die Stimmung war schon einmal besser. Jubelstimmung kommt keine auf. Wie ist die Stimmung? Von Jubelstimmung ist nichts zu spüren. Die schlechte Stimmung ist fühlbar. Naja, die Stimmung ist eher gedämpft. Wie ist die Stimmung bei Ihnen? Wie geht es Ihnen jetzt? Jubelstimmung kommt aber keine auf?

Wäre man gestern um kurz nach fünf aus dem Weltall auf Österreich gefallen und neben einem eingeschalteten Radio aufgeschlagen, hätte man sich fragen müssen: Gesundheitsreport? Skirennen? Seitenblicke-bericht vom runden Geburtstag? Bundesligaberichterstattung? Nein, Nationalratswahl, erste Hochrechnung, Live-Berichte aus den Parteizentralen: Die Stimmung gut bis schlecht, verhalten bis bedrückt, Jubelstimmung kam jedenfalls bei den meisten Parteien keine auf, außer natürlich bei den Zugewinnern und Insparlamenteinziehern. Dort war die Stimmung ausgezeichnet, ja, teilweise am Kochen.

Natürlich gibt es zehn Minuten nach der ersten Hochrechnung aus den Parteizentralen nicht viel politisch Relevantes zu berichten und die jeweiligen Sprecherinnen und Sprecher haben noch nichts zu sagen: Gut, liest man halt das Stimmungsbarometer ab. Aber dass es stimmungsmäßig bei den Neos jetzt eher euphorisch und beim BZÖ tendenziell niederschmetternd ist, weiß man auch ohne Live-Reportage. Da möchte man als Hörerin fast noch lieber wissen, was für Fingerfood es bei den Grünen gibt. Und was für Getränke bei den Schwarzen. Stimmungsaufhellende hoffentlich.

Und, wie geht’s Ihnen jetzt so? Egal, Hauptsache die Stimmung stimmt einigermaßen.

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