Die Normies kommen
Die Normies kommen.
Es wachse, war ORF.on gestern zu entnehmen, gerade eine Generation von "Normopathen" heran. Interessantes Wort, bisher nicht gehört, die deutsche Enzyklopädie erklärt es: Normopathie-Betroffene versuchten "zwanghaft, sich an vermeintlich vorgegebene Regeln zu halten und sind bemüht, möglichst normal zu sein, woran sie krank werden".
Für eine Studie des Wiener Instituts für Jugendkulturforschung, um die es in dem Beitrag geht, wurden 600 Jugendliche befragt. Das Ergebnis scheint Anlass zur Sorge zu geben, dass Individualismus und Nonkonformismus eher aussterbende Wertesysteme sind. Ein überwiegender Teil der heutigen Jugendlichen richtet ihren eigenen Geschmack offenbar lieber nach dem einer möglichst breiten Masse und passt auf, dass die eigene Erscheinung am besten gar nicht daraus heraussticht. Bloß nicht auffallen.
Das hängt in erheblichem Maß damit zusammen, dass die heutigen Heranwachsenden ständig im Schaufenster stehen – oder sich selber hineinstellen. Denn wurde man früher an einem normalen Tag im Wesentlichen von den Erziehungsberechtigten, den Geschwistern, SchulfreundInnen und den Lehrenden gesehen, ist es heute dank sozialer Netzwerke und Selfie-Zwang praktisch die ganze Welt, die einen sehen kann. Und beurteilen.
Was natürlich einen unendlichen Stressfaktor ins Leben von Jugendlichen bringt: Ist man attraktiv? Entspricht man der Körpernorm, die in Fernsehen und Internet gerade propagiert wird, dem Schönheitsideal, den aktuellen modischen Richtlinien, ist man vorschriftsmäßig behaart (bzw. unbehaart) und sticht man auch geruchlich bloß nicht aus der Masse?
Ein unerschöpflicher Quell für Unsicherheit und für Frustrationen aller Art. Auch und besonders für Eltern, weil sich die Kinder in dieser Phase häufig lieber bei "Germany’s next Topmodel" und diversen YouTube- und FilmStars als an ihnen orientieren. Und an den Selfie-Normies dieser Welt: Cheeeeeese.
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