Die Kraft von 800.000 Unterschriften

Doris Knecht

Doris Knecht

Die Kraft von 800.000 Unterschriften.

von Doris Knecht

über die gescheiterte Saatgut-Verordnung

Eine Meldung, die auch viele KURIER-Leserinnen und -Leser freuen muss: Die neue Saatgut-Verordnung ist vom Tisch. 130 EU-Abgeordnete stimmten für die Vorlage, fast vier Mal so viele, 511 Abgeordnete, lehnten sie rigoros ab. Genauso wie die 800.000 EuropäerInnen, die mit ihrer Unterschrift klarmachten: in meinem Namen nicht.

Die Verordnung sah vor, den freien Handel, ja selbst das Verschenken und Tauschen von Saatgut, unter Auflagen zu setzen, zu beschränken und unter Strafe zu stellen. Nutznießer: die Saatmittelindustrie, der die Verordnung zu einem Quasi-Monopol verholfen hätte. Das hätte das Aus für Hunderte alte und seltene Pflanzen, Obst, Gemüse, Getreide bedeutet und damit eine Reduktion des Speiseplans auf ein paar robuste und profitable, von der Industrie bestimmte Sorten. Für Gärtnereien, Biobauern, Samenhändler wären schwere Zeiten angebrochen, für viele hätte es das Aus bedeutet. Und die Arche Noah hätte ihr Werk wohl im Untergrund weiterführen müssen – oder als eine Art Pflanzenmuseum, in dem seltene, längst verschwunden Sorten konserviert und ausgestellt würden.

Die Grundlagen-Arbeit für die breite Ablehnung war in entscheidendem Maße von Österreich ausgegangen: 400.000 haben allein hierzulande unterschrieben, Arche Noah, Global 2000 und viele Privat-Initiativen machten sich gegen den Vorstoß stark und führten in Straßburg, Brüssel und Wien zahllose Gespräche.

Und bewiesen, dass Bürgerdruck in der EU eine Wirkung hat und in der Lage ist, die Politik zu beeinflussen und Vorhaben zu verhindern: Denn der Protest der 800.000 war ausschlaggebend für das entschiedene Nein des EU-Parlaments zu einer Einschränkung der Sortenvielfalt in Europa. Die Bürgerinnen und Bürger haben deutlich gemacht, dass sie sich nicht diktieren und nicht reglementieren lassen wollen, was sie pflanzen, züchten, essen. Und dass die einzelnen EU-Staaten ihre Eigenheiten behalten wollen: in den Gärten, auf den Feldern und auf den Tellern.

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