Die Idee ist simpel und zwingend
Bedenkenswert ist die Idee allemal. Sie kommt der natürlichen Hilfsbereitschaft vieler Menschen entgegen..
Seit ein paar Tagen geistert durch Facebook das Foto eines zerfurchten, ärmlich gekleideten alten Mannes, der sich in einem Restaurant über eine Kaffeetasse beugt. Die Geschichte dazu – KURIER-Kollegin Leila Al-Serori berichtete bereits darüber – geht so: Jemand besucht mit einem ortsansässigen Freund ein Lokal und stellt fest, dass viele Leute dort für mehr Tassen Kaffee zahlen, als sie trinken: Sie bestellen z. B. drei Kaffee, zwei davon „suspended“.
Auf Nachfrage erklärt der Freund, dass die Leute diesen Kaffee für bedürftige Menschen spendieren; das Lokal hat eine Art Fonds, der von den Gästen, die sich das leisten können, mit konkreten Kaffeespenden für Bedürftige und Wohnungslose immer wieder aufgefüllt wird.
Die Idee ist so simpel und zwingend, dass man sich wundert, wieso Kaffee- und auch Menü-Spenden in Cafés und Restaurants nicht längst selbstverständlich sind. Natürlich, einen einfachen Grund gibt es: Viele Lokale sind nicht gerade erpicht auf diese Sorte Gäste, selbst wenn sie keine Kosten verursachen. Aber sie sind oft kein hübscher Anblick und manchmal duften sie auch nicht gerade wie ein frischer Frühlingsblumenstrauß, und diesen Suppenküchen-Gout trachten Wirte und Wirtinnen in ihr Gaststätten lieber zu vermeiden. Und natürlich ist das System auch missbrauchsanfällig: Denn wer kann schon genau sagen, ob die Person, die gerade einen suspended coffee bestellt hat, ihre Bedürftigkeit nicht nur vorgibt?
Bedenkenswert ist die Idee allemal. Sie kommt der natürlichen Hilfsbereitschaft vieler Menschen entgegen, man kann immer wieder kleine Beiträge gegen das alltäglich Elend leisten, ohne sich wie ein Almosenverteiler fühlen zu müssen.
So ähnlich wie mit jener App, mit der man für ein paar Stunden all das am Smartphone sperren kann, das einem so die Zeit wegfrisst – Spiele, Twitter, Facebook. Die Sperre lässt sich vor der Zeit rückgängig machen, aber nur gegen eine Spende für einen guten Zweck. Der in diesem Fall die Mittel rehabilitiert: okay.
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