Der Mann, der die Frauen anzog
Solange er noch in vielen Kinos läuft, bevor es zu spät ist: Jack.
Solange er noch in vielen Kinos läuft, bevor es zu spät ist: Jack. "Jack", der Film, wer ihn noch nicht gesehen hat. Ihre Autorin war ein bisschen skeptisch: Man ist schließlich alt genug, um den echten Jack Unterweger noch sozusagen live erlebt zu haben: zwar nie von Angsicht zu Angesicht, aber als Medien-Konsumentin und als Kollegin von Kollegen, die diesen Mörder, der sich in einen Poeten verwandelt hatte, damals ganz schön faszinierend fanden.
25 Jahre später wirkt diese Figur noch immer, auch auf die Regisseurin Elisabeth Scharang, die sich mit großen, bewegenden, ganz präzisen Dokumentationen ("Meine liebe Republik"), Film-Porträts und einer gelungenen Peter-Turrini-Verfilmung ("Vielleicht in einem anderen Leben") schon seit Längerem im Kino hervortut. Den Mörder, Frauenhelden und Dichter Jack Unterweger hat sie viele Jahre lang von allen Seiten untersucht, hat gelesen, recherchiert, geschrieben und umgeschrieben, bevor schließlich der Film entstand, wie er jetzt zu sehen ist.
Insofern hätten einen die Genauigkeit und das Tempo des Films nicht überraschen müssen. Tat es dennoch: Denn irgendwie hatte man sich angesichts der Figur vielleicht doch ein lautes, schnelles, großmäuliges, schepperndes Krimidrama erwarten können. Man bekommt in "Jack" das Gegenteil: Eine leise, langsame, zurückgenommene und sehr exakte Psychostudie, die sich Jack Unterweger in überraschenden, intensiven Bildern, oft aus der Natur, nähert, und sehr stark über die Frauen, die ihm zugetan oder gar verfallen waren.
Denn sie sind das große, und auch nach Unterwegers Selbstmord noch immer ungelöste Rätsel: Wieso zog dieser Mann, dieser Verbrecher aus der Unterschicht, die Frauen so an?
Elisabeth Scharang gelingt es, eine bekannte Geschichte so zu erzählen, dass man noch einmal atemlos zuhört, bis zum Schluss, als wisse man nicht, wie alles ausgeht. Einzige Schwäche des Films: Der eigentlich großartige Schauspieler Johannes Krisch als Unterweger, der etwas zu viel bebende Theatralik in die Figur legt und damit unterschlägt, dass Unterweger schon auch ein bisschen eine Witzfigur war. Der fantastische Soundtrack von Naked Lunch entschädigt. Der Film läuft noch in vielen Kinos: warme Empfehlung.
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