Das schafft sogar meine Oma
Höchste Zeit für ein neues Oma-Bild.
Leser Paul F. schreibt. Er wolle mir etwas zur Kenntnis bringen, und zwar eine aktuelle Werbekampagne eines Stromanbieters. Braucht er nicht, ich kenne sie. Die Kampagne ist derzeit allgegenwärtig: in TV-Spots mit zwei Talkmastern und Chefblödlern, die ich nicht nur aus dem Fernsehen kenne, sondern auch persönlich sehr schätze.
Und via Flugblatt, das dieser Tage auch in mein Haus flatterte. Flugblatt und Spots wollen die Empfängerinnen und Empfänger überzeugen, auf Strom aus Wasserkraft umzustellen, u. a. mit dem Hinweis – und der stößt Leser F. und seiner Gattin ungut auf – dass das „Oma-leicht“ sei. Nun erinnert „Oma-leicht“ nicht zufällig an den alten Begriff „Baby-leicht“, der eine Herausforderung beschreibt, die so einfach ist, dass sie sogar ein Säugling begreift und schafft.
Und nun: „Oma-leicht“, so leicht, dass es sogar eine verhuschte Oma zusammenbringt, die sonst nur noch, wie auf dem Flugblatt, mit mildem Lächeln Staub wischen kann.
Und das nun finden ein paar Großmütter und andere Frauen ziemlich ärgerlich. Wie etwa Frau F., die es störe, dass hier „generell ältere Menschen offensichtlich als unter Altersblödheit leidend dargestellt werden“, insbesondere ältere Frauen, „denen muss dringend geholfen werden, ganz im Gegensatz zu älteren Herren, die keine Unterstützung brauchen“. Deshalb heiße es auch nicht „Opa-leicht“, denn „Opas kennen sich ja aus beim Strom, können Steckdosen montieren und dergleichen“. Ganz anders als Omas und Babys.
Auch wenn man nicht überkritisch sein will: Hier werden alte, überholte Frauen-Stereotypen bedient, hier werden tüchtige, gescheite ältere Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, mit beiden Händen zupacken und sehr häufig mehr als nur ihre eigenen Existenzen schupfen, als Staub wischende Trutscherln dargestellt, denen man zu Hilfe eilen muss, weil sie zu huschi sind, ihre Brille, ihr Hirn oder etwas im Internet zu finden. Höchste Zeit für ein neues, realistisches Oma-Bild.
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