Das jähe Ende der Gelassenheit

Doris Knecht
Warum die Wiener Linien in Sachen Kundenbetreuung noch einiges lernen können.
Doris Knecht

Doris Knecht

Sie müsse, schreibt Leserin Silvia G., jetzt kurz mal ihren Ärger loswerden. Gern, her damit. Frau G.s Tochter ist Studentin und ist nebenbei geringfügig beschäftigt: 365 Euro pro Monat verdient die junge Frau. 49 Euro davon steckt sie jeweils in eine Monatskarte der Wiener Linien.

Deshalb sah sie dem Kontrolleur, der an Ende April in der Linie auf sie zukam, in vollkommener Gelassenheit entgegen. Leider war die jäh dahin, als die Studentin feststellte, dass sie ihre Geldbörse mit allen Karte und Ausweisen zu Hause vergessen hatte. Tja. Sie bekam einen Erlagschein ausgehändigt, mit dem sie innerhalb von drei Tagen ihre Strafe zahlen sollte: 72 Euro und 20 Cent. Zum Heimfahren lieh die junge Frau sich Geld einer Kollegin und fand später auf der Homepage der Wiener Linien ein Einspruchsformular: Und da sie ihre Monatskarte mit Kreditkarte gezahlt hatte, schien alles kein Problem.

Am Freitag telefonierte sie mit den Wiener Linien, wo man ihr zusagte, dass sie nicht zahlen müsse, solange die Angelegenheit bearbeitet werde. Letzten Donnerstag nun habe sich eine freundliche Dame bei der Studentin gemeldet und ihr mitgeteilt, dass ihr die Strafe, bewiesene Bezahlung der Monatskarte hin oder her, nicht erspart bleibe: Sie hätte sie schließlich jemand anderem geborgt haben können. In diesem Monat hat die junge Frau von ihrem 365-Euro-Lohn 120 Euro an die Wiener Linien überwiesen. Immerhin: Zwei Drittel ihres Monatslohns bleiben ihr noch.

Aber bitte, es sollen hier auch glückliche Wiener-Linien-KundInnen zu Wort kommen: Z. B. die Leser Christine und Erich L., die schon seit 1981 eine nun billigere Jahreskarte besitzen: "Und wir sind damit sehr zufrieden." Gut so.

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