Das ist aber richtig geil
Wir Österreicher kennen und benennen diesen Geschmack schon lange.
Süß, sauer, bitter, salzig: das waren bis eben die vier Geschmackssinne. Vor einiger Zeit haben die Japaner "umami" hinzugefügt, was soviel wie "herzhaft" bedeutet und "wohlschmeckend" und durch Glutaminsäure angeregt wird. Nun haben Forscher entdeckt, dass der Mensch auch eine sechste Geschmacksrichtung identifizieren kann: fett. Wofür die Zunge, soweit der Stand der Forschung, offenbar einen eigenen Rezeptor hat.
Was international als wissenschaftliche Sensation gefeiert wird, entlockt uns Österreichern nicht einmal ein Achselzucken. Weil warum: Das wissen wir doch schon längst. Mehr noch: Während die Welt noch über den passenden Ausdruck für "Das schmeckt aber fett" ringt, brauchen wir dafür nur das "Österreichische Wörterbuch" aufzuschlagen, denn wir kennen und benennen diesen Geschmack schon lange: geil.
Während "geil" im Rest des deutschsprachigen Raumes ursprünglich die Gier nach sexueller Zuwendung bedeutete und dann von der Jugendsprache vereinnahmt wurde, bezeichnet "geil" im Österreichischen im Prinzip exakt die neue Geschmacksrichtung: üppig, fett, geil eben. Das kann eine heftig creme-orientierte Torte sein: geil. Das Erdäpfelpüree von meinem Freund Horwath, mit viel Obers und etwa einem Viertel Butter auf einen Kilo Erdäpfel: geil! Oder das selbst gerührte Aioli, in das man zu Probier-Zwecken den Finger taucht und… mah, GEIL!!
Weil wir gerade über Begrifflichkeiten sprechen: Gestern stolperte ich im Rahmen der Internet-Begutachtung diverser Taschen auf die Shopping-Seite einer US-Modekette und dort über ein recht ansehnliches Transport-Behältnis. Genauere Betrachtung erbrachte die Information, die Tasche sei aus "vegan leather" gefertigt.
Veganes Leder: Darin klingt Nachhaltigkeit mit, verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen, eine bewusste Lebensweise; schön klingt das. Viel geiler als Polyester: So wie wir das früher nannten.
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