Dann noch einmal "weiter" tippen

Die Wiener Leserin Tina A. hat ein Luxusproblem. Tina A. ist polymobil: Sie hat ein Fahrrad mit dem sie die meisten überschaubaren Strecken zurücklegt. Sie teilt sich mit einem Freund ein Auto, das sie für Großeinkäufe und Land-Partien verwendet. Sie geht zu Fuß und sie nutzt Öffis, aber nicht so oft, dass sich eine Netzkarte rentieren würde. Meistens hat sie Einzelfahrscheine einstecken, aber seit die Trafik bei ihrer Haltestelle keine Fahrscheine mehr führt, greift sie manchmal auf Handy-Tickets zurück.

Das war lange einfach, weil Tina A. "Fahrschein" in ihren Kontakten gespeichert hatte und so mit wenigen Tippsern zu ihrem Ticket kam: Man schickte ein SMS mit dem Wort "Single" oder "Day" und bekam sofort ein SMS-Ticket retour.

Wenn sie das jetzt (wie auf der Wiener-Linien-Website noch immer angeboten) tut, bekommt sie ein SMS mit der Information, das "Service Handy-Fahrschein" sei eingestellt. Tina A., im Lesebrillen-Alter, muss jetzt erst die Wiener-Linien-Ticket-App öffnen. Dort muss sie zwischen verschiedenen, in winziger Schrift angebotenen Tickets wählen, indem sie auf einen klitzekleinen Einkaufswagen, dann auf das gewählte Ticket tippt. Es folgt ein langer, wieder winziger Text, von dem Frau A. schon weiß, das sie ihn nicht zu lesen braucht, sondern rechts oben tippen, wo, wie sie auch weiß, "weiter" steht. Dann muss sie sich zwischen verschiedenen Zahlungsweisen entscheiden, worauf sie entweder ihre ganze Kreditkartennummer eingeben muss, oder zu einer Zahl-Seite geleitet wird. Wo sie Datenschutzbestimmungen und Geschäftsbedingungen akzeptieren muss, plus rechts oben "bestätigen". Und dann tippt sie aufgrund ihrer Weitsichtigkeit regelmäßig so lange ein falsches Passwort ein, bis sie schließlich doch in ihrer Tasche nach ihrer Brille wühlt und sich endlich einloggen und noch einmal "Weiter" tippen kann. Und hat dann, nach vielen Minuten, endlich ein Ticket auf ihrem Handy.

Tina A. möchte etwas sagen: Sie hätte gern das SMS-Ticket zurück, das einfache, schnelle.