Da steckt leider alles drin

Doris Knecht

Doris Knecht

Obacht! Seit gestern führe ich mit einem Freund eine Whatsapp-Unterhaltung voller Grrrrrrsss und vielen Kraftausdrücken auf seiner Seite. Schon wieder sind diese gefälschten, verseuchten Mails unterwegs, die sich als Verbund-Rechnung und Bank-Info tarnen: Wenn man die darin eingefügten Anlagen öffnet, setzt man damit ein Cryptolocker-Virus frei, das wichtige Dateien auf dem Computer unwiderruflich verschlüsselt. Dafür öffnet sich ein Fenster mit einer Erpresser-Nachricht: "Der einzige Weg, wieder an ihrer Dateien zu kommen, ist an uns zu zahlen."

Diese Mails sind schon länger unterwegs, die Warnungen auch, jetzt wurde offenbar gerade ein neuer Schwung losgeschickt. Ich habe sie auch bekommen, aber, da weder Kundin des einen noch des anderen Unternehmens, gleich gelöscht. Der Freund aber ist Verbund-Kunde und hat das böse falsche Mail und den Anhang darin irrtümlich geöffnet. Die Erpresser verlangten 399 Euro sofort, oder 798 ab zwei Stunden später. Er hat, wie alle Experten raten, nicht gezahlt – weil man meistens trotzdem keinen Zugang zu den Dateien bekommt – und versucht jetzt seit zwei Tagen seine Dateien und Termine mithilfe seiner Backups so gut wie möglich zu rekonstruieren. So ein Mist.

Wer, wie ihre Autorin, öfter mal was verliert – zum Beispiel aufgrund einer Stromunterbrechung während einer Update-Konfiguration alle Daten auf dem Laptop – kennt das Gefühl der Hilflosigkeit. Die plötzliche Erkenntnis, wie brutal abhängig man von Smartphone und Computer ist. Alles steckt da drin: Texte, Fotos, Termine, Banking, Rezepte, Kommunikation. Man glaubt mitunter, man würde gut auch ohne zurecht kommen, und erkennt dann, in so einem Moment: leider nein. Man fühlt nichts als Panik und völlige Abgeschnittenheit. Von der Welt und von sich selbst, weil man plötzlich merkt, wie viel von dem, was einen ausmacht, in diesem Kastl steckt: Arbeit, Erinnerung, Kontakte. Ich habe jetzt ein automatisches Backup-System, weil: lieber obacht.

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