Busen yeah, Penis weah

Doris Knecht
Brüste und Frauenhintern verletzen das allgemeine Schamgefühl offenbar nicht. Penisse scheinbar schon.
Doris Knecht

Doris Knecht

Merkwürdige Welt. Ein Kunst-Plakat, das drei nackte Männer zeigt, musste jetzt mittels Balken jugendfrei gemacht werden: Die Penisse der Männer wurden abgedeckt. Dabei wirbt das Plakat für eine Ausstellung mit dem Titel "Nackte Männer"; es wurde also keineswegs Nacktheit spekulativ eingesetzt, um Aufmerksamkeit für eine Sache zu erregen, die mit dem menschlichen Körper rein gar nichts zu tun hat.

So wie das ständig mit Frauenkörpern passiert. Mit nackten und halbnackten Frauen wird von Autos bis Kunststofffenstern alles verkauft, was nicht einmal am Rande mit dem Produkt zu tun hat: Aber dass man Frauenbrüste, Frauenbeine, Frauenhintern zu Werbezwecken und zur Aufmerksamkeitsmaximierung nutzt, daran hat man sich gewöhnt. Das ist längst allgemeiner Konsens; jetzt natürlich abgesehen von den üblichen verbiesterten Kampf-Emanzen, die permanent gegen die Verdinglichung von Frauen und die Sexualisierung von gesellschaftlichen Bereichen, in denen Sex nichts verloren hat, protestieren. Aber während man gelernt hat, solche Proteste zu ignorieren oder gleich als lustfeindlich zu denunzieren – völlig undenkbar, dass die berühmten nackten Palmers-Pöpsche aufgrund von Protesten mit Balken überklebt worden wären – wurde bei den nackten Penissen sehr schnell gehandelt. Weil Brüste und Frauenhintern das allgemeine Schamgefühl offenbar nicht verletzen und Kinder nicht verstören, während das Penisse scheinbar sehr wohl tun.

Dabei liegt die Abbildung des Penis als solchem in jüngster Zeit in Kunst und Werbung durchaus im Trend. Aber in Wien sind wir halt noch nicht so weit: Busen yeah, Penis weah. Ungerecht, aber tja.

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