Bangen in langen Schlangen

Doris Knecht

Doris Knecht

Die Schlange reichte durch die Tür heraus bis auf den Gehsteig.

von Doris Knecht

über unsere liebe Post

Endlich wieder einmal und als Premiere im neuen Jahr: ULP, unsere liebe Post. Auch ULP wünschen wir spät, aber doch ein gutes neues Jahr und dass es möglichst wenig Beschwerden gibt. So gesehen fängt es leider suboptimal an, denn Leserin B. M. hat schon ein Problem mit ULP.

Das Problem mag vielleicht auf den ersten Blick marginal wirken, für die Leserin ist es erheblich. Denn Frau M., 73, wohnt im dritten Wiener Gemeindebezirk und hat ihr Konto bei der Post. Seit sie sich erinnern kann, ist sie immer zum Geld-Abheben in die Postfiliale in der Maria-Eis-Gasse gegangen. Jetzt wird das Haus abgerissen. Und die Post ist übersiedelt, in eine Bawag-Filiale vis-à-vis. Das klingt so lange wie eine brauchbare Idee, bis man einmal dort in der Schlange gestanden hat. So wie Frau M. Denn diese Bawag-Filiale sei, sagt sie, viel zu klein. Und als sie unlängst, als es so schneite, dort hinging, um Geld abzuheben, habe die Schlange durch die Tür heraus bis auf den Gehsteig gereicht, wo die Leute dann mitten im Schneesturm anstehen mussten. Und wenn man es erstmal bis zum Schalter geschafft habe, stünden dort so viele Leute herum, dass es unmöglich sei, die Privatsphäre zu wahren.

Nun ist Frau M. schon einmal in der U-Bahn bestohlen worden, das sitzt ihr immer noch im Genick und hat sie vorsichtig gemacht: Sie möchte ihr Geld nicht vor den Augen einer Menschenmenge abheben, und sie möchte sich dann auch nicht mit dem Geld in der Tasche durch diese Menge quetschen müssen. Sie rief also bei der Service-Stelle der Post an, und dort wurde ihr beschieden, dass es so schnell keine neue Postfiliale geben werde, weil das neue Haus noch Jahre nicht fertig sei. Es gebe, wurde ihr gesagt, ja noch viele andere Filialen im dritten Bezirk, sie solle doch dorthin gehen.

Dorthin ist es aber weit für eine ältere Dame. Und diese weite Strecke muss sie dann erst wieder mit dem Geld in der Tasche zurücklegen. Oder wieder in der langen Schlange bangen, ob sie jemand beim Abheben beobachtet. Suboptimal, wie gesagt.

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