Amateure wie wir

Doris Knecht
Mit neuen Schuhen mache ich das, was auch alle meine Freundinnen tun.
Doris Knecht

Doris Knecht

Die Geschichte samt Fotos schneide ich mir aus und picke sie innen an meinen Schuhschrank. Was heißt, in mein Schuhkasterl, mein winziges, denn diese Bilder reduzieren das, was der Gatte einen Schuhtick nennt, zu dem, was es ist: ein harmloses Amateur-Hobby, von einem Schuhtick meilenweit entfernt, ungefähr 6790 Kilometer, so weit wie von Wien nach New York.

Dort wohnt Beth Shak, eine Frau mit einem echten Schuhtick, gegen den sogar Imelda Marcos legendärer Treter-Wahn abstinkt: Denn Frau Shak besitzt 1200 Paar, und keins davon ist vom Diskonter. Allein 700 Paar sollen von Christian Louboutin sein, von denen ein Paar etwa so viel kostet wie die Hälfte meines gesamten Schuhbesitzes. Also so zirka.

Frau Shak, laut Internet die sexieste Profi-Poker-Spielerin der Welt, hat wegen dieses Ticks nun Rosenkrieg mit ihrem ehemaligen Ehemann. Während meiner nur stets sudert, ich würde mir ständig die­selben Schuhe kaufen, dieses Paar besäße ich doch schon acht Mal: Was immer wieder beweist, dass der Mann von Mode nicht viel versteht, weil natürlich keiner meiner Schuhe dem andern auch nur ähnelt. Jetzt außer der rechte dem linken. Aber wenn man dann mit einem wundervollen Paar roter Schuhe auftaucht, ist es auch wieder nicht recht: rote Schuhe?? Ja, was?

Mit neuen Schuhen mache ich das, was auch alle meine Freundinnen tun, die ihren Schuhbesitz im Unterschied zu Frau Shak nicht in geheimen Schuhzimmern hinter Tapetentüren verbergen können: Wir zerkratzen die Sohlen, behaupten, dass wir dieses Paar schon mindestens ein Jahr tragen und tun sehr gekränkt ob dieser enormen Gleichgültigkeit uns gegenüber. Funktioniert immer; auch unter Amateuren wie uns.

 

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