Alles frisch und reine Hoffnung

Doris Knecht

Doris Knecht

Es ist gerade chic, 2016 gemeinschaftlich zu bejammern und mit nassen Fetzen zu verjagen.

von Doris Knecht

über das Jahr 2016

Gleich ist das Jahr 2016 vorbei, und viele sind froh darüber. Dieses Jahr dürfte als eines der schlimmsten überhaupt in die Geschichte eingehen; jedenfalls, wenn man den sozialen Medien glaubt. Es ist gerade chic, 2016 gemeinschaftlich zu bejammern und mit nassen Fetzen zu verjagen – und viele Menschen haben wahrlich Grund dazu: Weil sie bittere Verluste zu verschmerzen hatten, Abschiede zu verkraften und Rückschläge hinzunehmen. Oder auch, weil die Schicksale anderer ihnen nicht einerlei sind, die Kriege, Katastrophen, Krankheit und Tod zu erleiden hatten.

Aber das vergangene Jahr wird auch verteufelt von Menschen, die eigentlich viel Grund hätten, dankbar zu sein: für Wohlstand und Wärme und Sicherheit, für Zugehörigkeit, für erreichte Ziele, für kleine Erfolge und die Anerkennung, die man dafür bekam. Dankbar für die eigene Gesundheit und die der Lieben, für Geborgenheit, für Glück, fürs Geliebtwerden. Ich bin es; und bei den Sachen, die nicht so gut liefen, versuche ich es mit Oasis zu halten, deren Song in meinem Kopfhörer gerade ständig läuft: Don’t Look Back In Anger.

Schließen wir ab, beginnen wir neu, oder tun wir einfach einmal so, als läge das neue Jahr vor uns wie ein weißes Blatt. Oder als sei’s ein neugeborenes Baby, alles frisch und reine Hoffnung. (Bei dieser Gelegenheit: Willkommen auf der Welt, Fenna.) Das, was wir dem Baby wünschen, wünschen wir für 2017 auch uns: Dass immer jemand da ist, der uns tröstet, wenn wir uns verletzt haben; der uns aufhilft, wenn wir gefallen sind, der uns fest an der Hand nimmt, wenn wir Leitung brauchen. Dass wir an Abschieden nicht zerbrechen und sie, auch wenn es schwerfällt, als Neubeginn betrachten können. Seien wir nett zu anderen, außer die Situation erfordert entschiedenes Unnettsein. Gehen wir auch liebevoll mit uns selber um, und tun wir vielleicht ein bisschen mehr von dem, das uns guttut, und ein bisschen weniger von dem, das uns schadet.

Liebe Leserinnen und Leser: Möge Ihr neues Jahr prächtig werden, und prall mit Freude.

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