Aber Geduld muss man halt haben
Das ist ein völlig unaufwendiges Backen mit wirklich sensationellem Ergebnis
Ein Freund und Journalistenkollege schreibt auf Facebook, ihm sei jetzt nach "ein wenig Fadikalisierung". Sehr schön, der Begriff, sehr verständlich die Empfindung in diesen Zeiten. Ich würde ihm diesbezüglich raten, ein Brot zu backen.
Vor Jahren buken wir hier schon einmal eins, ein ganz einfaches, geknetetes. Das heute ist allerdings noch simpler und dermaßen aufwandfrei, dass es zur Entspannung kaum taugt, weil der kontemplative Vorgang des Knetens wegfällt. Dafür muss es unheimlich lange gehen, was heißt, man braucht viel Geduld: wenn Sie jetzt beginnen, können Sie es erst morgen essen, seien Sie gewarnt. Das wird fad.
Ich richte mich nach dem Rezept von Katharina Seisers Food-Blog esskultur.at, wo man es mit dem Suchbegriff "Brot Teil 2" findet. Nicht abschrecken lassen von der überausführlichen, sehr wissenschaftlichen Anleitung, es lohnt sich (und man lernt nebenbei einiges): Wenn man sich einmal da durchgearbeitet hat und alles Überflüssige weglässt (Klarsichtfolie, Backpapier, Deckel-Knopf-Abschrauben, Kleie), dann ist das ein völlig unaufwendiges Backen mit wirklich sensationellem Ergebnis.
435 g Mehl mit einem halben Teelöffel Trocken-Germ, 2 TL Salz und 350 ml Wasser verrühren. In einer Schüssel mit Deckel zirka 18 Stunden gehen lassen. Auf einer bemehlten Fläche zusammenklappen und ein Viertelstündchen rasten lassen, dann verkehrt in einer weiten Schüssel mit einem gut bemehlten Hangerl noch zwei Stunden gehen lassen. Ofen auf 250 Grad vorheizen, samt einem Schmortopf oder sonst einem luftdichten, feuerfesten Topf. Dann den Teig wieder verkehrt in den Topf, Deckel darauf, eine halbe Stunde backen, Deckel runter, 15 Minuten fertig backen.
Man braucht wirklich nicht mehr Germ, darf aber bei den Mehlsorten experimentieren: Wobei man die attraktivsten Ergebnisse mit Weizenmehl oder einer Weizen-Roggenmischung erzielt, und die gesünderen, wenn man Vollkorn-Sorten mischt. (Da sollte man das Brot aber besser in einer kleinen Kastenform backen, um das Zerrinnen zu vermeiden.) Wenn Sie dann morgen nach einer halben Stunde den Deckel von dem Topf heben: ein fadikalerer und gleichzeitig herrlicherer Moment ist kaum denkbar.
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