Es führt ein Prückel zur Saualm
Der asphaltierte Boulevard verbrennt seinen permanent aufgerissenen Mund über öffentlichen Austausch von Zärtlichkeiten.
Kaum ist die lauffeuerartige Empörung über den – pardauz aber auch! – nicht vitaminhältigen Zigarettenkonsum verraucht, verbrennt sich der asphaltierte Boulevard in Gestalt von Biedermann und Brandstifter seinen permanent aufgerissenen Mund über öffentlichen Austausch von Zärtlichkeiten. Sie erinnern sich? Die Betreiberin des Traditionscafés „Prückel“ am Stubenring verwies zwei knutschende junge Frauen ihres Lokals, weil „die Zurschaustellung der Andersartigkeit ... in ein Puff gehört“. Erstens: Woher weiß sie das? Zweitens: Warum glaubt sie, dass in einem Bordell zwei Frauen als Gäste willkommen wären? Und, drittens: Warum durfte sie sich der reflexartigen „argumentativen“ Beispringung der Wiener FPÖ sicher sein? Der drollige Ex-Kicker Toni Mahdalik (von dem weder sportlich noch politisch bis dato, wohl zu Recht, etwas aktenkundig geworden wäre) mutmaßte ins Blaue, es „wird (im inkriminierten Falle) wohl ka Zwickerbusserl g’wesn sein, sondern a solider Zungenpritschler“ und heftete sich an die – so muss man angesichts seiner Aussendung fürchten – veritable „Fahne“ den Schlachtruf „Wir sind Prückel“, was sich perfekt als Gegenentwurf zum Song-Contest-Slogan der nach allen Seiten offenen Weltstadt Wien eignet: Building Bridges. Quasi: Lost in Translation. Vom rostigen rechten Rand der Republik ertönt auch der bussifeine Ruf nach Reanimierung der unseligen Saualm. Etwa für all die eigenen juristisch auffällig gewordenen Küsserkönige?
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