Schalke lebt nur noch von der Geschichte
Die Großklubs aus Gelsenkirchen und Hamburg stecken im Abwärtsstrudel fest
Vor zwei Wochen habe ich meinen Ex-Verein Rapid besucht. Beeindruckt war ich vom Klub-Museum „Rapideum“ und der spannenden Historie mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1941 gegen Schalke. Über diesen Verein, der auch von seiner einzigartigen Geschichte lebt, möchte ich heute schreiben.
Wenn ich bei Heimspielen von Schalke arbeite, sitze ich übrigens ebenfalls im Klubmuseum. Dort fühlt sich vor allem mein Kollege Markus Merk sicherer. (Der Ex-Schiedsrichter kommt bei den Fans gar nicht gut an, weil er 2001 mit einer Rückpass-Entscheidung daran beteiligt war, dass Schalke doch nicht Meister wurde.)
Schalke hat so viele Geschichten zu erzählen – doch die aktuelle Mannschaft wirkt total farblos. Man spürt, wie ein großer Verein die eigene Identität sucht und immer mehr unter Druck gerät, weil der Erzrivale Dortmund so gut dasteht.
Die Stars wie Draxler betonen immer, dass sie niemals für Dortmund spielen würden. Mir würde es schon reichen, wenn sie für Schalke gut spielen. Der Auftritt letzte Woche beim 0:4 in Wolfsburg war unterste Schublade, und das 1:1 gegen PAOK Saloniki brachte auch keine Wende.
Mir tut diese Krise leid für meinen ehemaligen Mitspieler bei Frankfurt, Sportdirektor Horst Heldt. Damals hat er wenigstens nur beim Pokern gegen mich verloren.
Natürlich wird jetzt wieder über eine Ablöse von Jens Keller diskutiert. Der Trainer ist schon beschädigt, seit letzte Saison bekannt wurde, dass (vergeblich) mit Ex-Chelsea-Coach Di Matteo verhandelt wurde. Keller ist mein Tipp für den ersten Trainerwechsel der Saison. Aber eigentlich würde sein Rauswurf nur den Spielern ein Alibi für ihre schwachen Leistungen geben.
Noch schlimmer steht ein anderer Großklub, der HSV, da. Ich bin mit meinem Lieblingstrainer Ernst Happel sowie den Helden Hrubesch, Keegan sowie Magath und Manni Kaltz (die ich später als Trainer bei Frankfurt hatte) aufgewachsen. Jetzt soll Heiko Westermann ein HSV-Star sein. Aber so wie er momentan verteidigt, würde ich mit meinen 46 Jahren gegen ihn auch noch Tore machen.
Der Fall Scharner ist nur symptomatisch für das Chaos beim HSV. Nach dem 1:5 gegen Hoffenheim wollte Trainer Fink seine Spieler zwei Tage lang nicht sehen. Bald werden die Fans diese Spieler gar nicht mehr sehen wollen.
Jan-Aage Fjörtoft ist TV-Experte bei Sky und analysiert die Topspiele der Deutschen Bundesliga. Diesen Samstag: Hertha BSC – HSV, ab 17.30 Uhr live und exklusiv auf Sky Bundesliga HD 1.
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