Zärtlichkeit

Im Bild: Jetset-Matte
"Klitschko": Ausgerechnet in einer Dokumentation über zwei Boxer war Samstagabend so viel Zärtlichkeit und Anteilnahme wie sonst selten im Fernsehen zu sehen.

Boxen im Fernsehen läuft ungefähr so ab: Die Gegner tänzeln umeinander herum, einer versucht einen Schlag, der andere versucht einen Schlag – WERBEPAUSE! – ein rechter Haken, der Herausforderer geht zu Boden, steht aber wieder auf – WERBEPAUSE! – der Titelverteidiger landet einen Treffer, der Herausforderer geht noch einmal in die Offensive – WERBEPAUSE! – ... man weiß am Schluss wirklich alles über das neueste Angebot dieser Automarke, die mit der Figur eines aktuellen Disney-Kino-Films wirbt. Dafür geht’s schnell. (Der Kampf, nicht die Werbung.) Vielleicht auch ein Grund dafür, dass immerhin 258.000 österreichische Zuschauer am Samstag den spätabendlichen Boxkampf auf RTL sahen.

Eine größere Aufmerksamkeitsspanne erforderte die Klitschko-Dokumentation, die Servus TV davor ausstrahlte. Ein tiefgründiger Film, der mit mindestens einer Szene die Samstagabend-Hitze-Lethargie souverän bezwang: Zu sehen war Vitali Klitschkos Mienenspiel bei einem Kampf seines Bruders.

So viel Gefühl, so viel Angst, so viel Anteilnahme und Zärtlichkeit sieht man im Fernsehen selten. Im echten Leben leider auch.

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