Steril verpackt

Im Bild: Urig und echt
Was passiert, wenn sich an eine TV-Produktion aus Deutschland (Sat 1.) Österreicher (ORF) beteiligen.
Dietmar Pribil

Dietmar Pribil

Sprache stiftet Identität. Insofern stellt das, was am Montag unter dem Titel "Es kommt noch dicker" in ORFeins erstmals zur Ausstrahlung kam, eine Identitätskrise dar.

Man fand vor: Eine Serie, die in Wien angesiedelt ist, und getragen wird von einer in der hiesigen Realität nicht existierenden Kunstsprache. Deutsche Darsteller, die reden, als wären "Brötchen", "Schorle" und "Aprikose" aus ihrem Wortschatz gestrichen worden; österreichische Darsteller, die ihren Dialekt und damit eine Grundlage ihrer Ausdruckskraft verleugnen müssen, dafür aber "Hühnersüppchen" sagen.

Aneinandergereiht hört sich das an wie ein Wadenkrampf, der sprechen lernt.

Optisch kommt "Es kommt noch dicker" wie eine 700-teilige Nachmittags-Soap daher, die sich in den Hauptabend verirrt hat. Der grobschlächtige Humor wiederum kommt nicht über "Bruhaha"-Niveau hinaus: Frau geht auf der Straße; Männer pfeifen ihr nach; Frau blickt zur Seite; Frau läuft gegen ein Verkehrsschild. Aua!

So sehen Produktionen aus, bei denen Deutsche das Sagen haben (SAT.1 als Hauptgeldgeber) und Österreicher ( ORF) mitreden dürfen – kommissioniert bis zur Kontur- und Kulturlosigkeit.

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