Mutig! Lustig! Ehrgeizig!

Die traurigste Sendung, die derzeit im Fernsehen zu sehen ist.

von Anna Gasteiger

über "The Voice Kids"

In den frühen 90er-Jahren durfte man als Kind Playmobil spielen, Hütten im Wald bauen und vielleicht mal vorsichtig aus der Ferne ein Bravo-Magazin im Supermarktregal betrachten (aber wehe, es fand sich im Kinderzimmer wieder). Okay, Salzburg war nicht gerade New York, aber es war, nachmittags und am Wochenende, wenn keine Schule war, eine schöne Zeit. Der Druck, das Gut-und-noch-besser-sein-Müssen, die Angst, zu versagen, kamen früh genug.

Das alles nur zur Erklärung des folgenden Satzes: Die traurigste Sendung, die derzeit im Fernsehen zu sehen ist, ist „The Voice Kids“ ( Sat.1). Eine Musikcastingshow für Kinder, in der Elfjährige dem knallharten Ja oder Nein einer Jury ausgesetzt werden. In der sie, als hippe Minierwachsene verkleidet, Sätze von sich geben, die sie wahrscheinlich selber nicht verstehen.

Ein Bub über das Lied, das er singt: „Es geht um ein Mädchen, und dass ich sie mag und dass ich sie will.“ Die Selbstbeschreibung eines zweiten Buben klingt wie aus dem Bewerbungshandbuch für Manager: „Ich bin mutig, lustig, ehrgeizig und lebensfröhlich.“

Am Freitag wurde die letzte Bewerbungsrunde ausgestrahlt, ab nächster Woche treten die Kinder in sogenannten „Battles“ – Schlachten – gegeneinander an. „The Voice Kids“ versucht, lieb und nett und harmlos zu sein und alles richtig zu machen. Aber leider ist der Grundgedanke falsch. Kinder sollen keine Schlachten schlagen müssen.

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