Im Bild: Verklärungsanlage
D ie prägnanteste Doku-Marke des ORF ist seit Jahrzehnten "Universum". Hunderttausende schauen jeden Dienstag und Donnerstag zu, wenn malerische, majestätische und idyllische Aufnahmen einzig von der alltagspoetischen Pracht der Sprechertexte übertroffen werden. Die Bilder sind oft von einer solchen Opulenz, dass das Denkvermögen des Zusehers quasi von einer Überdosis Naturschauspiel außer Kraft gesetzt wird. Über die Wahrheit da draußen, darüber sprechen selbst die Naturfilmer nur hinter vorgehaltener Hand. Sie liefern, was gewünscht wird - nämlich die Suggestion eines heilen Weltbildes, zum Wohle der Masse, die Entspannung sucht. Insofern ist dem ORF jene Watschen, die er mit der Ausstrahlung von Werner Bootes "Anti-Universum"-Film "Plastic Planet" an die Zuseher verteilt hat, gar nicht hoch genug anzurechnen. Bootes plakative, aber nicht wie bei Michael Moore selbstinszeniert wirkende Umsetzung rückte unsere verklärte Sicht auf die Dinge wieder zurecht, ja, prügelte uns förmlich in die Realität eines geschundenen Planeten zurück. Hart, aber nachhaltig. Möge das Denken wieder einsetzen.
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