Es queent so queen

Im Bild: Jetset-Matte
Trotz Dokus, Analysen und Porträts bleibt sie einem fremd, diese alte Dame mit Handschuhen und Perlenkette.

Den Frauen wachsen Blumentöpfe aus dem Kopf und die Männer haben rote Wangen und schütteres Haar. Viele Stunden lang zelebrierte der ORFam Sonntagnachmittag die seltsame Welt des europäischen Hochadels – eine gelungene, informative Livestrecke. Man erfuhr u. a., dass Adelige bei Elizabeths Krönung 1953 Sandwiches unter ihren Kronen versteckt hatten. Das lässt die britische Hutmode in einem ganz neuen Licht erscheinen. Hat die Queen unter ihrem Hut einen Apfel? Trägt Camilla ein von Charles angebissenes Stück Fruchtkuchen spazieren? Dass unter das Hütchen der mageren Kate höchstens eine Rosine gepasst hätte, bestätigt die Theorie. 

Das Fernsehen ist in diesen Tagen voll mit Dokus, Analysen und Porträts der britischen Königin. Es queent so queen, Elizabeth wohin man schaut. Und trotzdem bleibt sie einem fremd, diese alte Dame mit Handschuhen und Perlenkette. Weil sie in ihrem langen Leben noch nie ein Interview gegeben hat. Weil sie der Versuchung, sich selbst zu inszenieren, immer widerstand. Das ist – in Zeiten von Schaumschlägern, Angebern, Ich-AGs und Besserwissern – fast nicht mehr nachvollziehbar. Und sehr, sehr bewundernswert.

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