Die Stunde des Mörders
Als das Massaker von Utøya im Sommer vergangenen Jahres die Welt erschütterte, waren die verbreiteten Bilder von den Opfern geprägt. Der KURIER zeigte verzweifelte Teenager und trauernde Angehörige. Der Mann, der für dieses Leid verantwortlich ist, bekam keine Bühne. Ein Passfoto kursierte; eine zweite, skurrile Darstellung B.s als Waffennarr. Jetzt, zu Prozessbeginn, ist die Stunde des Mörders gekommen. Er ist überall. Mit verschlagenem Blick auf der Titelseite der Süddeutschen, weinerlich am Cover der Welt. Er ist in jeder Nachrichtensendung, auf jedem Sender. Das fleischige Gesicht mit den schmalen Koteletten, die angeberisch breite Krawatte. Der starre Blick bei der Verlesung der Anklage – der namentlichen Aufzählung aller 77 Menschen, die er ermordet hat, und ihrer genauen Todesursache! –, das höhnische Lächeln. Die selbstmitleidigen Tränen bei der Vorführung eines von ihm gedrehten Films. Er hat es getan, man musste ihn zeigen. Aber jetzt ist’s genug. Es reicht, aus, danke. Die (widerliche) Breivik-Show darf kein Erfolg werden. Sie muss aufhören, bevor sie so richtig begonnen hat. Es liegt in der Verantwortung der Medien, vorsichtig zu sein und sich nicht instrumentalisieren zu lassen.
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