You can leave your Head on
Der Head-Rennstall ist sozusagen die Haute Couture des Ski-Bauens.
Giunti, im offiziellen Leben Guntram Mathis, wird von seinen Kollegen ein bisschen auf die Schaufel genommen. Sein Racer Andrew Weibrecht war bei der letzten Zwischenzeit noch auf dem zweiten Platz der atemberaubenden WM-Abfahrt gelegen, aber ein Sprung zu weit nach links kurz vor dem Ziel nahm ihm den Schwung, um in die Medaillenränge zu rasen. Platz neun war aber für den "Giunti" trotzdem ein Erfolg, und er schmettert in die Runde, dass er sich den Ausgang verdient hätte. Für den neunten Platz lässt sich bei uns niemand feiern.
Es geht locker und cool zu bei der Head-Truppe in einem Steinpalast irgendwo auf einem Golfplatz, wo im Sommer die Millionäre sich den Stress vom Leib zu spielen versuchen.
Rainer Salzgeber, Rennchef der Firma Head, wirkt etwas gezeichnet, aber ruhig und souverän. Seine Head- Mannschaft dominiert seit Jahren den Skirennsport, man ist ein gut eingespieltes Team. He ist the leader of the Band, aber alle 33 Musiker aus Kennelbach ziehen an einem Strang. Gleich 27 sind in Beaver Creek und arbeiten Tag und Nacht, um die schnellsten Ski der WM für die Läufer bereitzustellen: Anna, Lindsey, Julia, Lizz, Bode, Ted, Alexis, Aksel und Kjetil – alle rasen sie von Erfolg zu Erfolg.Persönliches
Salzgeber sagt, er suche die Fahrer nach ihrer Persönlichkeit aus, jeder von denen macht irgendwie sein eigenes Ding, zieht es durch und landet früher oder später auf dem Podium. 55 Medaillen wurden gewonnen, seit Salzgeber Rennchef ist – eine beeindruckende Zahl.
Die Ski baut der besonnene, aber passionierte Bernhard Riepler, der alle Serviceleute in den Prozess involviert. Auch die Athleten sind ein wichtiger Faktor beim Feedback. Aber manchmal kommt es schon vor, dass man von einem goldrichtigen Weg abkommt, weil einer der Racer einen falschen Input gibt. So geschehen, als Bode Miller seinerzeit mit einem nagelneuen Slalomski auf Anhieb in Wengen Fünfter wurde, und man anstatt an diesem Ski festzuhalten in die falsche Richtung weiter- entwickelte, weil Bode mit Platz fünf unzufrieden war. Kreatives
3000 Paar Weltcup-Ski werden jedes Jahr in Kennelbach gebaut. Das Kreative, aber auch Komplizierte daran ist, dass man so viele Athleten hat, von denen jeder auf der Suche nach dem besten Set-up sein Material speziell gebaut bekommt. Der Head-Rennstall ist sozusagen die Haute Couture des Ski-Bauens: Frau Mancuso fährt nicht das gleiche wie Frau Vonn, Bode braucht einen ganz anderen Schuh als Herr Svindal. Für mich hört es sich nach dem ewigen Streben nach Verbesserung an.
So fuhr Marcel Mathis, übrigens der Sohn vom Giunti, mit einer ganz neuen Bindungsplatte aufregende Zeiten im Riesenslalom. Salzgeber ist überzeugt, dass auch ein gewisser Konkurrenzkampf und Neid unter den Serviceleuten dem Produkt sehr gut tut.
Wenn ich von meiner Lebenserfahrung schließen kann, warum es bei Head so gut läuft, dann ist die Formel simpel: Ein starker Leader, der sein Team mit guter Stimmung und Integrität führt und auch selbst zupackt. Erfolge motivieren jeden Mitarbeiter zusätzlich. Salzgeber selbst gewann bei der WM in Morioka 1993 Silber im Riesenslalom. Für seine Tätigkeiten als Rennchef bei Head hat sich Rainer Gold schon längst selbst umgehängt.
Das Rennen um die beste Skimarke bei der WM 2015 in Beaver Creek ist noch lange nicht gelaufen. Zwar hält Head derzeit bei sieben Medaillen, so viele wie keine andere Marke, doch Salomon strahlt dennoch an der Spitze mit zwei Goldenen. In dieser offiziellen Wertung zählt eben Qualität mehr als Quantität. Salomon beförderte den Schweizer Patrick Küng in den Abfahrtshimmel und sorgte dafür, dass der Österreicher Hannes Reichelt sich ab sofort Weltmeister im Super-G nennen darf.
Dahinter lauert Atomic. Diese Skier haben dafür gesorgt, dass Marcel Hirscher in der Kombination regelrecht abschnallte und den Einkehrschwung bei der Goldmedaille machte. Der Salzburger wusste, bei wem er sich artig zu bedanken hatte: "Meine gesamte Crew von Atomic hat einen sensationellen Job gemacht." Das gilt auch für das Team von Head, das Anna Fenninger im Super-G die richtige Unterlage für ein rauschendes Goldfest servierte. Stöckli, die Skifirma aus der Schweiz, freute sich mit Tina Maze über deren Sieg in der Abfahrt. Mit Sepp Brunner hatte bei der Herren-Abfahrt doch ein Österreicher Grund zur Freude. Der Steirer ist Cheftrainer der Schweizer Speed-Herren, die mit Patrick Küng und Feuz die Medaillen in Gold und Bronze abräumten. "Wenn das Material nicht passt, kann der Athlet machen was er will."
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