Mit einer klaren Linie zurück zum Erfolg
Das schlechte Abschneiden bei Olympia kommt nicht von ungefähr. Jetzt geht’s vor allem darum, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Das war’s jetzt also mit dem Traum von einer österreichischen Skisprungmedaille. Wenn man aber die Leistungen in diesem Winter gesehen hat, dann ist dieses Abschneiden keineswegs überraschend gekommen. Eine Überraschung wäre es vielmehr gewesen, wenn sich tatsächlich eine Medaille ausgegangen wäre.
Schon vor dem Teamspringen war klar: Nur wenn alle ihre Topleistung abrufen, nur wenn vielleicht eine der Topnationen schwächelt, dann kann es vielleicht etwas werden. Das ist einfach zu viel Wenn und Aber. Bist du auf so viele Eventualitäten angewiesen, hast du definitiv ein Problem.
Man muss anerkennen, dass das Team alles probiert hat, um irgendwie noch den Turnaround zu schaffen. Aber wie so oft hat sich bewahrheitet: Wenn du einmal in diesem Strudel gefangen bist, dann kommst du während der Saison kaum mehr heraus.
Positiv herausheben will ich bei dieser Gelegenheit Michael Hayböck. Vielleicht hat er am Anfang der Saison nach seiner Bänderverletzung zu früh den Weg zurück gesucht und sich so nicht das Selbstvertrauen holen können, das man nun einmal als Skispringer braucht. Hier aber hat er seinen besten Wettkampf der Saison gezeigt, auch weil er sich endlich wieder an der Spitze orientiert hat.
Übertrieben
Bei Stefan Kraft ist die Sache anders. Er kann mit seiner Olympia-Premiere nicht zufrieden sein. Zwar hat er phasenweise immer wieder sein Können aufblitzen lassen. Im entscheidenden Moment hat er es aber dann regelmäßig übertrieben. Weil alle immer von ihm als große und einzige Medaillenhoffnung gesprochen haben, denke ich, dass er irgendwann das Gefühl hatte, dass das Wohl der Skisprungnation ausnahmslos an seinem Namen hängt. Mit diesem Druck kann man nicht befreit auftreten.
Ist also alles schlecht, weil die Skispringer erstmals seit 2005 bei einer Weltmeisterschaft oder bei Olympia leer ausgegangen sind?
Man darf jetzt nicht alles verdammen. Aber man darf auch nicht behaupten, dass das alles ein rein aktuelles Problem ist, das erst in diesem Winter entstanden wäre. Wenn man ehrlich ist, hat sich diese Entwicklung schon länger abgezeichnet. Im letzten Winter haben die Erfolge von Stefan Kraft alles überstrahlt und auch vieles überdeckt. Auch da waren die anderen österreichischen Springer teilweise schon ziemlich weit weg.
Es ist schon klar, dass man nicht immer eine goldene Generation haben kann, wie es sie seinerzeit mit Morgenstern, Schlierenzauer, Kofler, Koch und auch Loitzl gegeben hat. Trotzdem fällt auf, dass es im Nachwuchs schon seit geraumer Zeit Probleme gibt.
Konzentrieren
Es wäre trotzdem falsch, jetzt in Krisenstimmung zu verfallen. Nur sollte man gewisse Dinge überdenken und auch die eine oder andere Änderung vornehmen. Die Ausgangslage ist ein Jahr vor der Heim-WM in Seefeld nicht so schlecht. Mit Stefan Kraft und Michael Hayböck vorneweg als Leader und im Idealfall mit einem Gregor Schlierenzauer, der hoffentlich als geläuterter, reifer Athlet zurückkommt. Und der weiß, dass er sich wieder auf die wesentlichen Sachen im Skispringen konzentrieren soll. Und der außerdem beherzigt, was ihm der Trainer sagt.
Ich sage jetzt ganz bewusst "der" Trainer. Ich bin nämlich kein Fan davon, dass sich zu viele Betreuer um die Athleten bemühen, wie das hier bei den Skispringern zweifellos der Fall war. Fünf Trainer bei fünf Athleten – das mag schön und gut sein, wenn es läuft, oder wenn es darum geht, das eine oder andere Detail herauszukitzeln. In der jetzigen Phase ist das jedoch definitiv kontraproduktiv. Ein Trainer sagt dies, ein anderer das. Keiner weiß, wer die Bezugsperson und der Ansprechpartner ist. Es wäre positiv und zielführend, wenn sich in diese Richtung etwas ändern würde.
Egal, wer schlussendlich der Kopf der Mannschaft ist.
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